Bermicourt, 07. März 2023, um 20:27
zuletzt bearbeitet am 07. März 2023, um 20:55
Ich bin eifrige Schafkopfer und Kartenspielforscher. Hier in Dorset (England) spielen wir ‚unreine‘ Schafkopf mit Rufer, Wenz und Solo aber auch Geier, Farbgeier (Fg), Farbwenz (Fw) und Ramsch. Ich möchte wissen wo man welche Variante spielt und hab‘ daher folgende Fragen:
1. Wo spielt ihr (Dorf/Stadt)?
2. Mit welcher zusätzliche Spielarten (außer Rufer, Wenz, Solo)?
3. Mit welcher Tarife (z.B. 10¢/50¢) ?
4. Was geschieht wenn alle passen? (z.B. Ramsch)
5. Wie viel Blatt (24 od. 32)?
6. Spielt ihr andere Abweichungen der 'reine' Spielregeln (z.B. Bockrunden)?
Ich hoffe die Ergebnisse, z.B. die Verbreitung verschiedener Spielarten, bekannt zu geben.
hallertau1, 07. März 2023, um 20:55
Wie kommts, dass du hier nicht spielst?
gasso, 07. März 2023, um 21:00
Du bist seit 2018 angemeldet. Hast kein Spiel, was soll die Umfrage?
Bermicourt, 07. März 2023, um 21:00
hallertau1: gute Frage. Zuerst war ich nur Anfänger, dann fand ich die Schafkopf App von Isar Interaktiv und ein paar Freunde und Familienmitglieder die auch Schafkopf lernen wollten. Vielleicht soll ich das hier jetzt versuchen...
hallertau1, 07. März 2023, um 21:08
Ich spiele hier, weil es wenig Möglichkeiten für reale Spiele gibt
Bermicourt, 07. März 2023, um 21:23
hallertau1. Hier in England ist auch natürlich schwierig. Aber ich hoffe immer mehr Leute Schafkopf zu lehren. Vielleicht auch bei der Universität...
Bermicourt, 07. März 2023, um 21:24
... und im Moment schreibe ich einen Artikel für pagat.com, die beste Kartenspiel Webseite im Internet aber trotzdem ohne Schafkopf-Regeln.
hallertau1, 07. März 2023, um 21:37
Auch schön
Soolbrunzer, 07. März 2023, um 22:52
Hier habe ich mal vor Zeiten einen ähnlichen Aufruf gestartet mit teilweise interessanten, teilweise amüsanten Ergebnissen:
Bermicourt, 08. März 2023, um 22:12
Soolbrunzer - sehr interessant. Ich habe die KG-LADO Spielregeln übersetzt und hoffe, dass sie kann als gutes regionale Beispiel benutzt werden.
Ich habe ein paar Fragen darüber:
1. Beim Schiessen was sagen die Spieler eigentlich? "Schuss" - "Gegenschuss" - "???"
2. Was ist ein Doppler eigentlich? Eine Münze? Ein Spielmark?
3. Was ist der Unterschied zwischen schiessen und legen (= doppeln)? Beide doppeln den Spielwert. Also warum brauchst man beide?
4. Beim Hausbock muss jeder 5 cent in einem Spielteller geben?
5. Beim Reizen ist es gewöhnlich, dass wenn A sagt "ich spiele" und B sagt "ich spiele auch", C und D muss schweigen. Normalerweise spricht zuerst A mit "selbst" oder "ich hätte einen Wenz". Aber bei deiner Regeln, spricht C bevor A. Das könnte ein bissel chaotisch sein, wenn C sagt "ich auch spiele auch" oder so was. Oder hab ich das falsch verstehen?
Ich war einst im Urlaub bei der Fränkische Saale - sehr schön!
Bermicourt, 08. März 2023, um 22:27
dass ..... benutzt werden kann. :
Soolbrunzer, 09. März 2023, um 11:17
@Bermicourt:
Ad 1) Bei uns sagt man "Schuss" und legt eine (ggf. weitere) Münze als "Dopplerobjekt" vor. Beim Retour heißt es schlicht "Zurück" und es wird eine weitere Münze als "Dopplerobjekt" vor.
Ad 2) Ein Doppler heißt, dass nach Begutachtung der ersten Hand der Wert des Spieles verdoppelt wird. Als Nachweis legt man eine Münze als "Dopplerobjekt" heraus. Die Münze aus dem Schälchen ist dabei Standard, aber es gibt auch Spieler, die einen eigenen Talismann als Doppler (und "Schussdoppler" herauslegen, die immer wieder Anwendung finden. Das ist stets selbsterklärend, weils i.d.R. verbal begleitet ist: Man sagt "ich doppel" oder "ich leg'" o.ä. - oft aber auch nur als demonstratives, vernehmliches Legen der Münze artikuliert.
Ad 3) "Doppeln" (hier: "Klopfen") und "Schießen" (hier: "Kontra" bzw. "Re") dopplen jeweils den Spielwert (liegt ein Doppler: Spielwert x2; liegen zwei, dann x4, liegen drei, dann x8, usw. - unabhänig davon, ob es "Doppler" oder "Schüsse" sind), soweit richtig verstanden. Der Unterschied ist:
- "Doppeln" (bzw. hier "Klopfen") kannst Du beim Ausgeben nur so lange, wie Du nur die ersten vier von acht Karten siehst. Dieses Recht steht allen vier Spielern zu, so dass je Spiel bis zu vier Doppler liegen können.
- "Schießen" (bzw. hier "Kontra") geschieht dagegen zu (bzw. ab) Beginn des Spiels. Das Recht steht dabei zuerst grundsätzlich nur der GEGENSpielerpartei zu (wenn einer der Gegenspieler etwa der Meinung ist, dass aufgrund seiner acht Karten das Spiel geknackt werden kann); die Spielerpartei darf lediglich zurückschießen (wenn sie glaubt, trotzdem gewinnen zu können). Kontra bzw. Schießen ist aber eine Wissenschaft für sich - bei uns nach den dargelegten Regeln bis zu insgesamt achtmal je Spiel (nach Standardregeln und hier nur zweimal: Kontra und Retour, fertig).
Ad 4) Nein. Der "Hausbock" ist ein zusätzlicher Doppler, der nach unseren Regeln dann "von Haus aus" liegt, wenn ein Spiel zusammengeworfen wurde, was nach unseren Regeln wiederum nur dann geschieht, wenn keiner gelegt hat. Das mit den Geldbeträgen wäre der "Stock", aber da kenn' ich mich nicht aus^^.
Ad 5) "Reizen" gibts im Schafkopf nicht. Bei der Spielermittlung geht das Ansagerecht im Uhrzeigersinn reihum, ausgehend vom Geber, der "hinten" sitzt - also bei A, B, C, D ist der Geber an Position D (im Schafkopf spricht man eher von Position 1, 2, 3, 4, d.h. der Geber ist Position 4 "hinten"- Position 1 ist "vorne"). Dabei kündigt man zunächst nur an, dass man spielt (das Spiel wird i.d.R. zunächst nicht genannt). Hat man nix, ist man bei uns "weg" (selten auch "weiter"). Die Ankündigung dessen, was man de facto spielen möchte, erfolgt i.d.R erst dann, wenn klar ist, wer alles spielen will. Dabei gilt: Wer weiter hinten sitzt, muss immer ein höherwertiges Spiel ansagen, als weiter vorne sitzende Spieler. D.h. bei zwei gleichwertigen Spielansagen, hat der weiter vorne Spielrecht. Insoweit brauchst Du weiter hinten ein Rufspiel gar nicht erst zu anzusagen, wenn weiter vorne jemand "ich spiel" sagt.
Tja, das ist eine Wissenschaft für sich - und zumindest bei uns in der Gegend in jedem Ort ä bissle anders^^ - wenn man also ortsübergreifende Runden gespielt werden, wird am Anfang immer erst mal das Regelwerk gecheckt - oder später derbe gezankt^^. Schönes Thema, sorry, dass es so ausschweifend wurde, aber da filosofier ich gerne.
ausgwaschelt, 09. März 2023, um 18:35
ad 5
es gibt bei uns die sk-variante, nennt sich steigern
alle einzelspielvarianten sind gleichwertig, wenn spieler eins ansagt und 2 auch möchte dann sagt er(2) 70 (heisst er braucht70 augen um zu gewinnen)
spieler 1 kann jetzt halten ( dann braucht er ebenfalls 70) oder weitersagen
lässt sich bis zum tout steigern)
ansonsten wird bei uns gebumst und gespritzt (retour gespritzt)
ausgwaschelt, 09. März 2023, um 18:41
im genauen läuts so ab
spieler eins
ich spiele
spieler 2
auch
spieler 1
selber
(damit ist klar, spieler eins hat kein rufspiel sondern ein einzel)
jetzt kann spieler 2 auf 70 erhöhen
Soolbrunzer, 09. März 2023, um 21:17
So was ähnliches ham wir damals in der Kollegstufe am FGH gespielt, allerdings nur in den Abstufungen normal, schneider, schwarz (bzw. Tout); so konnte man z.B. einen "Wenz schneider" ansagen, der über den "normalen" Wenz ging und der entsprechend mit 90 verloren war. Hatte glaub ich im Gegensatz zum angesagten Tout den 1,5fachen Wert statt des doppelten Werts beim Tout. Kenn ich aber nur aus diesem Setting in diesen zwei Jahren.
Bermicourt, 09. März 2023, um 22:58
zuletzt bearbeitet am 09. März 2023, um 23:00
@Soolbrunzer. Ich denke mal einen Artikel in diesem Jahr über Schafkopf und besonders über KG-LADO im internationalen Zeitschrift The Playing-Card schreiben. Die 'reine' Schafkopfregeln weiß man schon, aber so weit ich weiß hat man nirgendwo ein gutes Beispiel des unreinen Schafkopfs in einer respektierten Quelle beschrieben. Also die kleine Details sind mir wichtig und nicht nur philosophisch!
Tja und wenn es andere örtlichen Varianten gibt, kann ich die auch erwähnen.
@ausgewaschelt. Interessant. Bei uns läuts so ab:
1 (Vorhand) - I'll play (ich spiele)
2 - pass (ich passe)
3 - I'll play too (ich spiele auch)
1 (4 muss warten) - I have a Wenz (ich hätte einen)
3 - I have a Solo (ich hätte ein Solo)
1 - good (gut/weiter/passe)
4 - I have a Solo Tout (ich hätte ein Solo Tout)
3 - good
4 - I'm playing an Acorn Solo Tout (ich spiele Eichel-Solo-Tout)
1,2,3 - Oh no!
Also alsbald jemand 'ich spiele auch' sagt, müssen die zwei Ansager untereinander erklären, wer das höchste Spiel hat bevor der nächste Spieler spricht. Und natürlich hat der, der in Vorhand ist, den Vorrang. Hier also 1 hat den Vorrang und wenn er passt, hat 3 den Vorrang.
Dieser Ablauf sieht man auch bei der App von Isar-Interaktiv. :
Soolbrunzer, 10. März 2023, um 12:47
zuletzt bearbeitet am 10. März 2023, um 16:25
@Bermicourt:Aha, interessant - dass Position 4 mit einem toutverdächtigen Solo hinten warten muss... ist ja auch ein Vorteil für ihn, wenn die vorderen ihre Spiele bereits preisgeben und er dann schon in etwa die Karten der vorderen abschätzen kann. So wären die Informationen etwa Vorhand hat einen Wenz, also vmtl. den ein oder andern Unter, wenn 3 dann ein Solo hätte, dürfte der Ober-stark sein und kann das dann mit seinen Karten abgleichen (wobei das Beispiel ja schon konstruiert ist, wenn bereits ein Wenz und ein Farbsolo voranstehen, von hinten ein Eichelsolo Tout wagen zu können, das dürfte doch erher selten der Fall sein...)
Um genau das zu vermeiden, muss bei uns eben erst der am weitesten hinten das mithin vermeintlich höchste Spiel nennen (bei Farbsolo allerdings noch ohne Farbe). Nochmal deutlicher mit einem (ebenfalls konstruierten) Beispiel in Anlehnung an Deinen "british way of Sheephead":
P1: ich spiele (I play)
P2: weiter (pass)
P3: play too
P4: (muss oder besser darf warten)
P1: Wenz
P3: Bettel (geht bei uns halt über Wenz, just saying)
So, in diesem Falle wüsste P4 mit seinem Solo bereits, dass P1 vielleicht unter-stark ist und P3 mit seinem Bettel vermutlich trumpfschwach, aber u.U. schmierstark ist - und wäre vielleicht einfach "weiter". Gespielt würde im Ergebnis der Bettel.
Bei uns wärs dann folgendermaßen abglaufen:
P1: ich spiele (hat Wenz vor)
P2: weiter
P3: spiele auch (hat Bettel vor)
P4: spiele auch (muss oder darf warten)
P3: (muss den Bettel erhöhen): Aufgelegter Bettel
P4: Solo Tout, Eichel
P3 und P1: okay (könnten lediglich ebenfalls ein Farbsolo Tout ansagen und hätten dann Vorrecht wegen der Position).
P4 weiß jetzt nix von einem Wenz, der hätte ja auch rufen (vielleicht auch ein Wackelsolo oder sonstwas haben können) - so wird eine größtmögliche Geheimhaltung der Kartenverteilung gewährleistet - finde ich. UND: Wir haben einen Farbsolo, was bedeutet: Eine Kreuzrunde, was i.d.R. alle Herzen höher schlagen lässt - weil Kreuz einfach geil ist^^
Soolbrunzer, 10. März 2023, um 12:48
Hach, ich liebe diese Regelklauberreien.
Bermicourt, 10. März 2023, um 21:14
Aha, ich sehe jetzt den Vorteil deiner System. Ein weitere Grund KG-LADO zu "präsentieren".
Glücklicherweise kommen drei Ansager eher selten vor!
Hausbock - also das nächste Spiel wird verdoppelt bezahlt; bei 2 Hausböcke, die nächste 2 Spiele (also 1 Hausbock pro Spiel). Es gibt keinen Stock/ gemeinen Geldschälchen.
Noch eine Frage?
Wie wird der erste Geber gewählt?
Bermicourt, 10. März 2023, um 21:24
BTW wir nennen das hier Schafkopf und nicht Sheephead. In Amerika spielen sie Sheepshead, das eine Abart vom bayerischen Schafkopf ist, aber sie spielen mit dem französischen Blatt und verschiedener Regeln. Wir wollen das echte Schafkopf spielen! :
Soolbrunzer, 12. März 2023, um 16:18
Die Wahl des ersten Gebers ist kein Ritual. Wer halt grad mit den Karten hantiert, bekommt von den anderen gesagt: "Du hast se, teil aus." (oder so). Allerdings: Die Sitzordnung hat wegen Kreuzrunden natürlich eine Bedeutung. Meist kommt die Frage: "Bleiben wir so sitzen?", die aus Höflichkeit meist bejaht wird. Fordert man das Los für die Sitzordnung, ist das schon ein Ausdruck des offensichtlichen Misstrauens gegenüber dem Können dessen, der bei aktueller Sitzordnung Kreuzpartner wäre. Wird es aber eingefordert, mischt der erste Geber (also der mit den Karten in der Hand), es wird nach gängigen Regeln abgehoben und dann offen reihum ausgeteilt (immer jeder eine Karte). Der Spieler, der die erste Sau erhält, bleibt bekommt denjenigen zum Kreuzpartner, der die zweite Sau erhält. Wie gesagt, das gilt als unhöflich und trübt auch immer das Vertrauensverhältnis zweier Kreuzpartner, wenn gerade die zwei zusammengelost werden, bei denen einer dem anderen per Sitzlosforderung signalisiert hat, dass er von dessen Spiel nix hält.
Bermicourt, 12. März 2023, um 18:29
Klar, danke.
Wie läßt man erkennen, dass eine Bockrunde unterwegs ist und damit doppelt bezahlt muss? Oder muss man das blos erinnern?
Bermicourt, 12. März 2023, um 18:55
@ausgwaschelt. Auch interessant. Ich schreibe das für den Artikel nieder. Also was sind euere Einzelspiele?
viehweide, 13. März 2023, um 10:22
Der klassische Schafkopf besteht nur aus den Rufspielen, Farbsolo und Wenz. Alles andere sind regionale Varianten. Bei "alle weiter" zahlt jeder einen Betrag in die Mitte, dieser wird dann beim nächsten Rufspiel falls gewonnen aufgeteilt, falls verloren wird erneut eingezahlt. Manche verdoppeln, kann jedoch zu sehr hohen Beträgen führen.
Soolbrunzer, 13. März 2023, um 15:46
@Bermicourt: Die Hausböcke werden gesondert gelegt (einer der Spieler legt einen Doppler als Hausbock) - man muss aber echt aufpassen, wenn sich mehrere angesammelt haben, dass man nicht mit den aktuellen Dopplern durcheinander (insbesondere, wenn eine Kreuzrunde dazwischenfährt) kommt. Dem Einfallsreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt; z.B. in der Adventszeit ist der Adventskranz u.U. hilfreich, da kann man Hausböcke mit einem brennenden Kerzle signalisieren und wenn der Bock gespielt wurde, wirds ausgeblasen...