@Bellaria:

Also tatsächlich habe ich bis gestern von diesem Spartiaten noch nie was gehört (oder wieder vergessen, sollte der wirklich damals im Geschichtsunterricht mal thematisiert worden sein). Bei Wikipedia lese ich nur folgendes:

„Chilon von Sparta (auch bekannt als Cheilon von Lakedaimonien[...]) war 556/555 (?) v. Chr. spartanischer Ephor und Verfassungsreformer und galt (nach Platon) als einer der Sieben Weisen des antiken Griechenlands.
[...]

Seine Blütezeit lag in der Zeit der 55./56. Olympiade (560/556 v. Chr.). Durch seinen gesetzgeberischen Einfluss soll er die Entstehung des klassischen Sparta bewirkt haben (strenge Vergenossenschaftlichung der Spartiaten, Militarisierung der Polis, tyrannishemmende Stärkung des Ephorats gegenüber dem Doppelkönigtum, Kunstfeindlichkeit).

Von ihm soll der Spruch ,Erkenne dich selbst' ([...] gnóthi seautón) auf einem der delphischen Apollontempel stammen. Er gilt auch als Urheber der lateinisch de mortuis nil nisi bene lautenden Gnome ,Über die Toten (rede) nur wohlwollend'.

In Sparta war ihm ein Heroon geweiht (Pausanias 3,16,4). Diogenes Laertios erwähnt ihn in seinem Werk über die Philosophen. Im Übrigen ist seine Wirksamkeit schwer zu erfassen und wird auch bestritten (Thommen 2003:59-61).

Chilon würde damit in die „Achsenzeit“ (Karl Jaspers) gehören, in der – nicht nur wie im Mittelmeerraum Solon, die Decemviri oder Esra – zahlreiche Gesetzgeber mit großer Nachwirkung wirkten.“

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Chilon_von_Sparta

Ernsthafte, interessierte Frage: Wie kommst Du drauf, dass der ein "grausamer Diktator" war?

(Extrafred, weil ich find', dass man in einem Kondolenzfred nicht noch mehr Unterfäden aufmachen sollte, als eh schon drin sind)

Mit hinzu: Müsste man "gnóthi seautón" / "Erkenne dich selbst" dann nicht auch meiden?

Wenn Franz Beckenbauer der Teufel in Menschengestalt ist, dann ist Chilon auch ein grausamer Diktator.
Mich würde auch noch interessieren, ob er kurz oder lang gespielt hat!
(damit will ich diesen Beitrag aber nicht torpedieren, ich werde der Fachdiskussion mit Interesse folgen. Ich bin da weitgehend Laie, habe nur kurz Neuere Geschichte studiert, da war er schon tot)

Nachdem zumindest laut Wikipedia "seine Wirksamkeit schwer zu erfassen" ist und auch "bestritten" wird, bin ich mir nicht sicher, ob sich überhaupt eine der Fragen - nach seinem Diktatorenstatus wie auch nach seinem Schafkopfspielverhalten - zuverlässig klären lassen wird. Da bleibt für mich nämlich auch noch die Frage offen, ob er mit dem Klopfen eher zurückhaltend, aäquat oder exzessiv umging. Aber möglicherweise hat sich Bellaria ja wirklich historisch mit ihm auseinandergesetzt und kann mit Quellen aufwarten.

"Ephor" (jährlich gewählter hoher Beamter im antiken Sparta), "Verfassungsreformer" oder "einer der Sieben Weisen" klingt aber jetzt erst mal nicht so grausam und diktatorisch... aber was weiß man als historischer Laie von den Zuständen im alten Sparta? Bei mir beschränkt sich das diesbezügliche Scheinwissen im Wesentlichen leider nur auf einen Zack-Snyder-Film, und da gings um König Leonidas, der da als coole und auch irgendwie nette Kampfsau dargestellt wurde...

In besagtem film, vor allem aber in der historisch noch viel genaueren Fortsetzung, kommen die Ephoren auch vor.

Nunja, nachdem dem besagten Film - von der Fortsetzung des Regisseurs Murro weiß ichs nicht - vielfach faschistophile Tendenzen bescheinigt wurden, sollten wir davon lieber die Finger lassen, sonst liest uns die Bellaria noch mehr die Leviten...

Schämt Euch!

Na hör mal, dass der Film faschistophil wäre, konnte ich doch erst beim Schauen feststellen. Da hat sich dann das Scheinwissen eingestellt, und seither hab' ich ihn natürlich nicht mehr geschaut. Und sowas muss man sich nun von einem Diktator-Zitierer sagen lassen... ztztzt...

(stimmt aber gar nicht, ich mag Zack Snyder's Inszenierungen, als Comicverfilmung find' ich den Film schon geil und hab' den schon einige Male geschaut, aber das ist sicherlich Geschmackssache - demhingegen würde ich Zack Snyder auch nicht im Geringsten in die Nähe der faschistischen Ecke stellen und konnte die entsprechenden Kritiken auch nicht nachvollziehen)

...als historische Quelle dürfte der Film aber so oder so nur wenig zuverlässig sein...

Ja gut, das spartanische Ethos lässt sich schon leicht in die Richtung biegen (was ja nicht heißt, dass es ohne biegen unbedingt da hinliefe...), also a bissl nachvollziehen kann ich die Perspektive, aber teile sie nicht.

Egal wer was geschrieben hat...
Das ist jetzt echt armselig!

Schwache Vorstellung

Was ist armselig? Mein eingängliches Interesse ist ernst. Ich mag Behauptungen, mit denen hier Leute diskreditiert werden sollten, halt gerne wenigstens belegt. Und als Nebeneffekt darf man hier abseits vom Kondolenzfred gerne über Franz' Fehltritte philosophieren, über einen spartanischen Ephoren oder über Zack-Snyder-Filme. Und die oder der Bellaria ist nun wirklich nicht auf den Mund bzw. auf die Tastatur gefallen, wie sie im Kaiser-Fred nun mehr als eindrucksvoll bewiesen hat. Hier gehts. Dort isses daneben.

@soiz: "a bissel nachvollziehen, aber nicht teilen"... ja, das trifft es besser, vielen Dank.

gnóthi seautón" und dessen Bedeutung kennt doch jeder Asterixleser seit seiner Kindheit.

Oh, ich weiß nicht...

War das nicht so:

"Gnóthi seautón."
"Was heißt denn das nun wieder?"
"Weiß nicht. Ich kann kein Griechisch."

(Aus: Die Trabantenstadt?)

@Sooli - Wikipedia weiß es. Ich mußte übrigens auch wegen Chilon von Sparta googln.

Bellaria weiß es besser

@sool, bei all diesen Ausdrücken gibt es bei Asterix einen Vermerk nach ganz unten. Den muss man natürlich auch lesen

Jaja. Normal schon. Aber ich glaube, in diesem speziellen Fall hat man es extra ohne Fußnote unübersetzt gelassen - was auch passt, weil weder der Zentrurio, der es aussprach, noch der Architekt Quadratus wussten ja, was es bedeutet - da kann man auch den Leser in Unkenntnis lassen. Fand ich gut.