Evoli, 22. Januar 2024, um 20:42
Kurz vorab zur Erklärung des Titels:
Ich habe früher gerne Strategiespiele gezockt und dort gab es den Begriff des „Metas“. Damit gemeint war der aktuelle Stand der Strategien, die gespielt wurden. Vergleichbar ist das vielleicht mit den aktuellen Systemen beim Fußball. Es gibt immer einen gewissen aktuellen Stand von Systemen, die „funktionieren“ und mehr oder weniger effektiv gegeneinander sind. Mit der Zeit ändert sich immer etwas in diesem Gefüge durch neue Ideen, die ein System aushebeln und auf die dann ebenfalls wieder reagiert werden muss.
Mich würde interessieren, wie ihr das beim Schafkopf bewertet.
Auf Schafkopf übertragen ergibt sich für mich zum Beispiel dann ein relevanter Metaaspekt, wenn bestimmte Spielweisen eine bewusste Reaktion der anderen hervorruft, die auf Erfahrung und/oder Gepflogenheiten basiert.
Generell finde ich, dass Schafkopf sehr steif ist und wenig Änderungen am Meta zulässt, da viele Spieler sehr stur sind und ein Abeeichen vom gewohnten Fahrplan Fehler und Missverständnisse provoziert, die dann zu Unmut führen, der dann auch deutlich geäußert wird.
Beispiele:
Spiele ich als Nichtspieler nicht die Ruffarbe (und nicht Trumpf) geht der andere Gegenspieler eigentlich automatisch davon aus, dass ich frei bin, setzt alles daran, zu stechen und zu suchen. Bin ich dann doch nicht frei, ist möglicherweise der Alte verschenkt, mit dem 10er gesucht und das Spiel verloren. Gäbe es dieses „Meta“ nicht, könnte es andere Möglichkeiten zum Sieg geben. Suche ich zum Beispiel nicht, weil ich die Ruffarbe nur einmal habe, habe ich vielleicht die Möglichkeit, mich frei zu machen. Noch dazu ergibt sich zB manchmal die Situation, dass das Suchen der Rufsau dazu führt, dass ich weniger auf Trumpf steche oder gar nicht, weil ich mit dem Blauen in der Mitte sitze und den Spieler hinter mit habe, der mit überwiegender Wahrscheinlichkeit den Alten hat. Ich kann durch das Nichtsuchen auch Fehler beim Gegner provozieren, der sein Spiel umstellt, indem er unnötig abspatzt oder alle hohen Trümpfe zieht, was mir entgegenkommen kann.
Interessante Ebene ist auch, wie zB Laufende gezogen werden. Bei 3 Laufenden sieht man es meistens, dass erst alt und dann rot gezogen wird, damit auf rot Schmier kommt. Da das sehr bekannt ist, wird das Schmieren auf rot aber eher zurückhaltend gehandhabt.
Auch bei Spielansagen kann Meta eine große Rolle spielen. Wird tendenziell mehr auf Farbe geschmiert, kann man mit schwachen Trümpfen Spiele ansagen. Wird sehr wenig geschmiert, kann man sich mehr Spatzen erlauben.
Wo seht ihr Metaebenen? Wo habt ihr in der Vergangenheit eine spürbare Veränderung des Metas erlebt? Was macht ihr euch zunutze? Was würdet ihr gerne versuchen, zu ändern, aber „traut“ euch nicht bzw lasst es um des lieben Friedens am Tisch lieber sein?
Hirndiewe, 22. Januar 2024, um 21:38
zuletzt bearbeitet am 22. Januar 2024, um 21:39
Ich frag mich manchmal ob ich mit Blättern wie
an 1 nicht eigentlich ein Rufspiel ansagen sollte. Klar, ich werde wahrscheinlich verlieren, aber das werde ich andernfalls auch, und mit der Rufsau hätte ich zumindest einen Vorteil. Was mich davon abhält ist die Hoffnung auf Zusammenschmeißen (in einer vernünftigen Spielrunde recht unwahrscheinlich) und die Gefahr eines Kontras (kommt aber auch nicht oft vor). Der Hauptgrund ist aber das, was du "Meta" nennst: Man kann das einfach nicht bringen.MeisterRudi, 23. Januar 2024, um 06:08
Dann spiel ich anscheinend wohl ein bißchen Meta
Das Beispiel hier von einen Sauspiel ist natürlich falsch, aber ich weis was du meinst mit den Beispiel und ja es gibt solch Situationen wo man ansagt, weil man eh nicht Partner sein kann, aber nicht soooo schlecht!!
Jede Aussage als Mitspieler Trumpf und als Gegenspieler immer suchen ist absoluter Quatsch. Zu 90% sind die Standard Regeln natürlich richtig, aber hab hier meine eigene Strategie, die eben bei manchen Situationen ein komplett anderes Spiel erfordert um es zu gewinnen, oder zumindest noch ein schneider frei zu holen.
Zb suche ich nicht, wenn ich nur mit einer einzelnen Farbe suchen kann.
Spiele als nichtspieler den alten blank aus oder schmier als Gegenspieler wenn sein angeblicher Partner den Alten ausspielt, in der Hoffnung auf falschspiel da meine Karten sagen du bist zu schlecht um es zu gewinnen.
Viele Kleinigkeiten machen eben den perfekten Spieler aus und nicht das Standard runter gespiele
Evoli, 23. Januar 2024, um 07:28
Aber sind die 90% Standard richtig, weil es wirklich das objektiv beste ist in der Situation oder liegt es am Meta?
So wie du deinen Spielstil beschreibst, bekommst du sicherlich gerne mal Hate. Ich sehe es durchaus als sinnvoll an, mit Ruffarbe einmal nicht prinzipiell zu suchen. Das ergibt Möglichkeiten. Das Blöde ist eben nur, dass es der andere zu 95% fehlinterpretiert und es zu 95% auch nach dem Spiel tun wird, weil er dich als Depp beleidigt und keine Notwendigkeit sieht, sein Spiel umzustellen oder deinen Move nachzuvollziehen.
MeisterRudi, 23. Januar 2024, um 12:35
Gute Spieler rechnen schon mal damit, deswegen hab ich auch geschrieben wenn beim Spieler der Partner mit den alten anzieht, ich wenn ich mit meinen Karte keine Chance sehe, so und so schmier. In der Hoffnung er spielt falsch.
Und wenn der eine das einmal macht. Kenn ich mich doch aus das er auch so spielt. Andere schimpfen, ich Plans ins Spiel ein. Fertig
MeisterRudi, 23. Januar 2024, um 12:43
Genau so wenn einer immer Dummklopfer schimpft, er mit 5% rumklopft. Warum soll ich dann noch schlecht dazu klopfen, wenn dann solch ein Spieler mal legt. Der ist schon mal so berechenbar, das er nur sehr stark klopft. Soll er doch seine wenigen Spiele mit nur seinen Doppler gewinnen, bringt ihn aber leider nicht weiter. Bin doch nicht blöd und mach seine Oma leger noch stärker
Evoli, 23. Januar 2024, um 12:52
Das, was du mit Klopfen meinst, ist aber nicht Meta, sondern einzelfallbezogen auf den bestimmten Spieler. Auch zu schmieren auf den Alten, weil es sonst keine Chance zu gewinnen gibt, hat nichts mit Meta zu tun.
Du hältst dich ja gerade an das Meta, dass der Nichtspieler in der Regel nicht Trumpf spielt, wenn du nur dann auf den Alten schmierst, wenn es sonst keine rentable Option gibt.
Man widersetzt sich eigentlich erst dann dem Meta, wenn man grundsätzlich etwas anders macht als das, was gemeinhin (in dieser konkreten Situation) als „richtig“ betrachtet wird.
MeisterRudi, 23. Januar 2024, um 12:57
Was wär dann zb anders? Alles was keinen Sinn macht?
MeisterRudi, 23. Januar 2024, um 12:59
Wenn ich mit nur eine Farbe zum suchen hab, spiel ich lieber die zweite blanke Farbe. Hab schon oft genug dadurch ein spiel so gewonnen. Da ich dann den eben den einzigen Weg bekommen hab und somit die suchsau stechen konnte
MeisterRudi, 23. Januar 2024, um 13:00
Also auch kein Meta? Weil ich so spiele. Wär dann bei mir hier suchen Meta?
MeisterRudi, 23. Januar 2024, um 13:09
Aber glaub deine Antwort hast dir gerade selber gegeben bei der Aussage.
"Man widersetzt sich eigentlich erst dann dem Meta, wenn man grundsätzlich etwas anders macht als das, was gemeinhin (in dieser konkreten Situation) als „richtig“ betrachtet wird"
Bei der Frage kann ich nur sagen, Meta ist falsch so zu spielen.
Evoli, 23. Januar 2024, um 13:22
Vielleicht ist die Beschreibung nicht so gut gelungen.
Meta ist nicht immer eine Frage von richtig oder falsch.
Es passt sich ja auch an.
Es dürfte ja Einigkeit darüber bestehen, dass es aktuell das Meta ist, die Sau immer zu suchen. Dem kann man sich widersetzen, indem man zum Beispiel nicht sicht, wenn man die Ruffarbe nur einmal hat, weil man der Auffassung ist, die Verwirrung beim Spieler und die Möglichkeit des eigenen Freimachens ist der bessere Weg im Gegensatz zu der doch geringen Chance, die Ruf zu stechen. Ob das so ist, weiß ich nicht.
Wäre dem so und mehrere Spieler würden das fortan so machen und das auch so interpretieren (also nicht Ruf-Spielen nicht automatisch frei), dann kann sich das Meta verschieben. Dann ist das neue Meta „Nichtsuchen heißt frei oder Ruffarbe nur einmal“. Und das Meta würde dann wieder bestimmte Spielweisen nach sich ziehen, auf die man wieder reagieren könnte.
MeisterRudi, 23. Januar 2024, um 13:30
Ah jetzt hab ich verstanden
MeisterRudi, 23. Januar 2024, um 13:33
Also einfacher gesagt, ab welcher Grenze spielt man schei..
MeisterRudi, 23. Januar 2024, um 13:34
Und gewinnt es trotzdem
Hirndiewe, 23. Januar 2024, um 17:49
zuletzt bearbeitet am 24. Januar 2024, um 00:33
Des mim Sau suchen ist aber halt ned nur Meta sondern auch allerallermeistens sehr vernünftig. Weil die Ruffarb wird zu 99% irgendwann gespielt, und als Gegner heißt das je früher desto besser, bevor die Spieler die Trumpf gezogen haben.Ich sehe auch keinen Vorteil durch eine potentielle Verwirrung des Spielers. Der erste, der seine Strategie ändert ist ja der Partner, der sich übermäßig ins Zeug legt zu stechen und zu suchen.
Einzige Ausnahme vlt. wenn ich für mich selber eine reelle Chance sehe, mich noch rechtzeitig Ruf frei zu schmeißen. D.h. nur einen von der Ruffarb und eine andere Farbe frei. Wird aber trotzdem schwierig, weil dazu muss meine Fehlfarb vor der Ruffarbe kommen. Die spielt aber keiner an: Die Spieler ballern Trumpf raus. Und wenn der Partner rauskommt sucht er selber, außer er is Ruf frei, und dann ist es richtig blöd gelaufen.
Wenn überhaupt dann sind diese Situationen aber so selten, dass sich da sicher kein Meta verschieben wird. Nicht gesucht heißt Ruffarb frei, auch wenn einer selten mal davon abweicht.
Hoofer, 23. Januar 2024, um 19:52
Solche Raffinessen bzw. Spitzfindigkeiten wie "Meta" gibt's wohl nur beim Langen.
NormanBates, 23. Januar 2024, um 20:19
Man könnte es auch "Verkopfung" nennen
Recherl64, 24. Januar 2024, um 08:50
Ich bin froh wenn ich bis 61 zählen kann, da bin ich dann völlig drin in meiner Metaebene