Niederbyr, 02. Januar 2025, um 23:17
Servus,
das hier ist keine Frage-Thread, sondern dient dazu, etwas in die Schafkopf-Welt zu schreien, was mir schon lange auf dem Herzen liegt: Die unabdingbare Wichtigkeit des Kontras. Eine Spritze geben wird von den meisten Spielen ja eher so als „kleiner gag“ angesehen, der nur dazu da ist, um das Spiel ein bisschen spannender zu machen. Dem ist bei weitem nicht so. Kontra ist nicht nur wichtig, sondern eine Abwesenheit von jenem macht das Spiel sogar zu einem gewissen grad unspielbar, weshalb es absolut absurd ist, dass z.B. auf vielen Turnieren ohne Kontra gespielt wir. Steile These, ich weiß, aber wahr.
Grund dafür ist unser guter alter Freund das Sauspiel:
Betrachten wir folgende Situation:
Wir sitzen am Auswurf und haben ein absolut grässliches Blatt: Keinen einzigen Trumpf und keine einzige Sau. Ein klares weiter, oder? Aber warum eigentlich? Wir haben ja keine Sau, können also nicht von wem anders gerufen werden. Sagen wir jetzt weiter, ist das beste Was uns passieren kann, dass zamgworfen wird. Aber wie wahrscheinlich ist das? Mit 14 Trümpfen auf 3 Spieler verteilt, die alle noch keine Aussage über die Stärke ihres Blattes gemacht haben wohl nicht sehr wahrscheinlich, eigentlich sogar fast unmöglich. Also warum nicht einfach selber ein sauspiel ansagen? Werde ich in den meisten Fällen trotzdem gnadenlos untergehen? Natürlich. Aber anstatt, dass ich zulasse, dass dein starker Spieler irgend wen ruft, der devinitiv nicht ich sein werde ist das doch trotzdem viel besser, denn so erwische ich zumindest ab und zu einen starken Mitspieler, mit dem ich gewinnen kann. Klar kann ich das Sauspiel auch zulassen und durch meine wenigen Trümpfe drauf hoffen, dass mein Mit-Gegner so stark ist, dass er uns das Spiel gewinnt, aber das wird doch deutlich seltener der passiert, wie wenn ich einfach selber rufe. Zusätzlich haben wir so auch noch die Ruf Sau auf unserer Seite.
Warum das ganze Funktioniert: Weil ich beim rufen, anders als bei Solos, als Spieler genau so viel verliere, wie als Gegenspieler.
Die einzige Lösung für dieses „Dilemma des Selbstmord-Sauspiels“ ist das Kontra.
Sage ich so ein Spiel nun wirklich an, kommt sehr oft natürlich ein Kontra, vor allem wenn meine Mitspieler bereits Wind von meiner Strategie bekommen haben. Durch das Kontra ist es somit rentabler doch einfach weiter zu sagen und als Gegenspieler anzutreten. Zumal sich jetzt das Hoffen auf einen starken Mit-Gegner auch mehr lohnt, da dieser jetzt ja eventuell Kontra geben kann.
Also was lernen wir daraus?
1. Ohne Kontra macht die Idee eines Partnerspiels keinen Sinn, weil einfach immer der erste, der nicht selbst gerufen werden kann ein spiel ansagen sollte, ungeachtet von seinem Blatt
2. Die „traditionellen“ Voraussetzungen für einen Stoß sind viel zu streng. Ich habe das Gefühl, dass selbst sehr gute Spieler zu wenig Kontra geben. Ich bin deswegen auch der festen Überzeugung, dass es sich lohnt, zumindest ein paar Sauspiele mit einer Gewinnchance von <50% anzusagen (natürlich nicht so extreme wie das Beispiel von vorhin, da kriegt man selbst gegen passive Spieler zu viel Kontra)
3. Man sollte seine Kontra-Quote, je nach Spieler anpassen, um solche Spiele zu verhindern.
Und zum Abschluss für die Leute mit dem alten Spruch: „ Aber ich will meinen Mitspieler nicht mit reinziehen „, das macht keinen Sinn, weil man so ein Spiel ja nur ansagt, wenn die Chance auf zusammenwerfen sehr gering ist(deshalb würde man so ein Sauspiel z.B. NIE an 4 ansagen, da da bei einem weiter von dir selbst ja garantiert zamgworfen wird). Spielen muss also jeder so oder so. Es kommt nur aufs Glück an, auf welcher Seite man landet, und das gleicht sich mit der Zeit aus.
Außerdem kann sich ja jeder gleich dies
Er Strategie bedienen: „Wie du mir so ich dir“ mäßig.
Ich weiß, das ganze war lang aber das musste raus.
Danke fürs lesen und schreibt gern eure
Meinung dazu.
Niederbyr, 04. Januar 2025, um 21:28
zuletzt bearbeitet am 04. Januar 2025, um 21:28
Schade, dass keiner was dazu sagen will…
Ali_Ass, 04. Januar 2025, um 22:01
Ehrlich gesagt habe ich keine Lust, mir das jetzt alles genau durch zu lesen. Später mal. Deine Behauptung wäre natürlich falsch, wenn man sie wörtlich nähme, denn Schafkopf ist natürlich auch ohne Kontra möglich, genause wie ohne Klopfen. Aber es verliert durch den Verzicht darauf natürlich viel, da gebe ich dir recht. Aber ist das nicht offensichtlich? Stellt das jemand in Frage? Durchs Kontra zeigt man an, dass man sich für den stärksten der Gegenspieler hält. Man muss halt abschätzen können, ob es wichtiger ist, dass der Gegner das nicht weiß, oder ob der bzw. die Mitspieler das wissen.
Ali_Ass, 04. Januar 2025, um 22:07
Was passiert, wenn man bei einem miserablen Blatt trotzdem spielt statt weiter zu sagen, sieht man doch recht schön am Ramschtisch. Manchmal klappt's in der Tat, oft auch nicht. Wobei beim Ramschtisch die Motivation, mit einem saulosen, trumpflosen Blatt zu spielen, natürlich niedrig ist.
Tischnachbar, 04. Januar 2025, um 22:44
Das Kontra ist beim Schafkopf wie das Salz in der Suppe
Rambo1200, 04. Januar 2025, um 22:54
verdoppelt aber einzig und alleine den Tarif, also könnte man es auch weglassen oder nicht?
Niederbyr, 05. Januar 2025, um 01:45
zuletzt bearbeitet am 05. Januar 2025, um 01:46
lest euch bitte die Nachricht durch: es geht darum, dass das kontra eben nicht NUR das „Salz in der Suppe“ ist, auch wenn es wahrscheinlich uhrsprünglich dafür gedacht war, sondern ohne kontra macht die Idee eines Sauspiels strategisch keinen Sinn weil die beste Strategie einfach wäre mit jedem Blatt eins anzusagen, mit dem man nicht selbst gerufen werden kann, es sei denn man sitzt an 4 wo ein weiter zamwerfen( oder Ramsch) garantiert
Recherl64, 05. Januar 2025, um 04:05
Beleg halt einfach deine Erfolge mit Nullingerspielen und schon ist der Drops gelutscht
faxefaxe, 05. Januar 2025, um 07:21
Es gibt halt Kontras, bei denen man den Wert verdoppeln will und Signalkontras.
christophReg, 05. Januar 2025, um 08:42
Schreib halt nicht immer Signal, wo Deppen stehen muss:-)
christophReg, 05. Januar 2025, um 08:51
zuletzt bearbeitet am 05. Januar 2025, um 08:53
Ich kann die Überlegungen insgesamt schon nachvollziehen. Ich gehöre selber auch zu denen, die im Turnier gerne rufen, wenn sie keine Sau haben (aber eine Gewinnchance besteht). Damit muss man im Turnier rechnen, was dem Spiel auch einen anderen Charakter gibt. Kontras im Turnier auszuschließen bringt andererseits viel mehr Einzelspiele auf den Tisch und verhindert Absprachen.
wie sieht es übrigens dann mit re aus?
Lässt man das dann auch zu?
immerhin würde man durch weglassen des re die Grenze vom Deppen zum Signalkontra etwas verschieben:-)
hallertau1, 05. Januar 2025, um 08:58
Kontra geb ich sehr selten. Wenn ich natürlich Saugut bin dann schon! Und klopfen tu ich nur wenn ich a paar Haxn und ein Herz dazu habe. Im realen Spiel wird bei uns nicht geklopft . Aber Kontra gibt's manchmal schon. Wir spielen im Familienkreis. Wir waren mal bei einem Sauspieltreffen, da hatten die Spieler ein bestimmtes Teil für s Klopfen. Und ganz früher hieß es fürs Klopfen "Steckerl raus"
Benzin-sau, 08. Januar 2025, um 12:51
Kontra ist a taktisches Mittel genauso wie die Spielansage … wenn man a Spiel verliert sagt keiner was, aber sobald man a Kontra verliert wird man von den hier ansässigen Kontra-nur-wenn-man-absolut-sicher-gewinnt sofort als Deppenkontra blabla ..und diese Leute kannst net überzeugen wiest siehst, des probier ich seit Jahren …….auch wenn mir des in einem anderen Fred mal ausführlich und mathematisch modelliert diskutiert hatten
astro, 08. Januar 2025, um 12:53
von vielen wirst ja sogar angefeindet , wenn du ein Sauspiel verlierst. Ein Sauspiel muss sozusagen ein Pflichtsieg sein.
Orion7, 08. Januar 2025, um 14:10
@Benzin-Sau, wenn ich hier richtig mitgelesen habe, dann gibt es solche und solche Kontras, und daneben gibt es Deine Kontras. Letzere kommen mehrheitlich ziemlich schräg rüber, wenn ich das mal so feststellen darf. Weiter so, die Spieler freut's
Ali_Ass, 08. Januar 2025, um 22:51
zuletzt bearbeitet am 08. Januar 2025, um 22:54
"ohne kontra macht die Idee eines Sauspiels strategisch keinen Sinn weil die beste Strategie einfach wäre mit jedem Blatt eins anzusagen"
Soli ansagen ist also strategisch sinnlos?
Ali_Ass, 08. Januar 2025, um 23:03
zuletzt bearbeitet am 08. Januar 2025, um 23:03
Aber mal ernsthaft: Natürlich gibt es auch bei Tischen ohne Kontra strategisch sinnvolle Sauspiele. Wenn man zu schwach für ein Einzelspiel ist, aber so stark, dass man ein Sauspiel höchstwahrscheinlich gewinnt, dann ist es immer strategisch sinnvoll, eines zu spielen, völlig schnurz, ob es ein Tisch mit Kontra ist oder nicht. Und es ist natürlich nicht die beste Strategie mit jedem Blatt ein Sauspiel anzusagen, mit dem man nicht selbst gerufen werden kann. Selbst wenn man zufällig den stärksten Spieler am Tisch erwischt, kann man leicht verlieren dabei. Beim schwächsten sowieso.
Niederbyr, 08. Januar 2025, um 23:53
@aliass
soli sind ja eben genau die Ausnahme. Hat jemand a Soli. Wird die Strategie hinfällig.
Niederbyr, 09. Januar 2025, um 00:00
Kurzer Zwischenstand
1. ich hab noch kein zu 100% überzeugendes gegegenargument gehört
2. ich soll ja die Idee selber ausprobieren: mach ich. Spiele auf diesem Account extrem viele Sauspiele, nämlich: alles mit 4 Trumpf und einem Ober und ab 5 trumpf alles. Die folge: Gewinne zwar nur 70% meiner Sauspiele mache aber deutlich mehr als 20 Punkte pro spiel auf über 1000 spiele und hab 36% spielerquote beim langen. Ich hab also eine weit überdurchschnittliche Statistik und das obwohl ich mich nicht als sehr guter schafkopfer bezeichnen würde. Und das, obwohl ich die Strategie noch sehr gemäßigt anwende. Klar die Datenmenge ist noch nicht so groß aber bis jetzt ein überragender Erfolg. Eigentlich sollte ich anfangen ach mit 3 Trümpfen zu spielen, selbst da kommt wahrscheinlich zu wenig Kontra
Niederbyr, 09. Januar 2025, um 00:01
korrektur: mache nur noch mehr als 10 Punkte pro spiel, nicht 20
Ali_Ass, 09. Januar 2025, um 00:20
zuletzt bearbeitet am 09. Januar 2025, um 00:21
"Betrachten wir folgende Situation:
Wir sitzen am Auswurf und haben ein absolut grässliches Blatt:
Keinen einzigen Trumpf und keine einzige Sau. Ein klares weiter, oder? Aber warum eigentlich? Wir haben ja keine Sau, können also nicht von wem anders gerufen werden. Sagen wir jetzt weiter, ist das beste Was uns passieren kann, dass zamgworfen wird."
Das Beste, das einem bei so einem Blatt passieren kann, ist übrigens nicht, dass gar keiner spielt. Sondern, dass einer ein Solo spielt, dass er verliert, weil alle Trümpfe, die er nicht selbst hat, bei einem der anderen beiden Gegenspieler sind. Außerdem kann es sein, dass einer ein Sauspiel macht, dass er verliert, eben aus dem gleichen Grund. Nur mal so angemerkt.
Niederbyr, 09. Januar 2025, um 01:42
das hab ich ja dazu geschrieben. Aber wie wahrscheinlich ist, dass einer ein Solo hat und verliert?
Ali_Ass, 09. Januar 2025, um 01:52
Ich würde sagen, wahrscheinlicher als dass ich mit absoluten Kackkarten ein Sauspiel gewinne, weil ich duselweise den Richtigen anspiele. Und es diesen Richtigen überhaupt gibt. Aber mit Sicherheit kann ich nur sagen, wie wahrscheinlich es ist, dass _ich_ ein Solo verliere: Letztes Jahr 24%, und Farbwenz 18%
Ali_Ass, 09. Januar 2025, um 02:03
zuletzt bearbeitet am 10. Januar 2025, um 17:59
Und du 23% bzw. 26%. Ich sollte vielleicht öfter mal weiter sagen, als allein zu spielen, wenn ich unsere Punktequoten vergleiche. Ich mache meine Verluste (die unnötigen, selbst verschuldeten, meine ich damit) vor allem bei den (eigenen) Einzelspielen, glaube ich. Schade, dass es keine Statistik dazu gibt, wo genau die Punkte bleiben...