Artyria, 17. August 2021, um 09:02
Ich würde die LInke wählen weil so wenigstens den armen Menschen dort geholfen wird.
d_gaberl, 17. August 2021, um 10:03
Deutschland ist wirklich ein hervorragendes Land. Man kann sich zu jedem Zeitpunkt wohlbehütet fühlen. Zu Weltmeisterschaften gibt's ca 80 Mio fachkundige Bundestrainer, zu Pandemiezeiten ca 80 Mio erfahrene Virologen...und jetzt haben wir sogar ca 80 Mio Militärexperten. Man sieht, Deutschland ist weit mehr als ein Land der Dichter und Denker.
Ich frag mich in dem Zusammenhang nur, wie wir es dennoch immer wieder schaffen bei soviel Fachpersonal soooviele "falsche" Entscheidungen zu treffen.
KnockKnockJokes, 17. August 2021, um 10:19
Hallo gaberl,
1. Dein Erleben von 80 mio Experten ist aus meiner Sicht zum gewissen Teil survivor bias. Die ganzen eher bedächtigen und reflektierten Menschen bemerkst du weniger, weil sie ja eben nicht überall ihren Senf dazugeben.
2. Eine engagierte Bevölkerung ist wichtig und wenn jemand mal Quatsch erzählt, dann ist das manchmal immernoch besser als gar nichts zu sagen. Häufig kann man erst dann auf Fehleinschätzungen hinweißen, nachdem jemand etwas ausgesprochen hat.
3. Wie viele falsche Entscheidungen getroffen werden, lässt sich schwer quantifizieren. Aus meiner Sicht läuft es in D allerdings im globalen wie geschichtlichen Vergleich geradezu phänomenal.
Ex-Sauspieler #197158, 17. August 2021, um 10:42
wem nutzt eine engagierte Bevölkerung, die sich mit der Wahl eines Führungspersonals zufrieden gibt, dem es außenpolitischem Weitblick und strategischem Urteilsvermögen fehlt. Vorallem wenn der kleine Arbeitnehmer oder Beamte derartig falsche Einschätzungen vornimmt, dann trifft ihn die volle Härte und er fliegt in hohem Bogen.
faxefaxe, 17. August 2021, um 19:33
Im Moment haben es ja alle schon vorher gewusst, da finde ich die Diskussionen immer wenig ergiebig.
ich gehöre nicht zu denen, die sagen, dass der Einsatz völlig umsonst war (das sagen ja eigentlich alle). 20 Jahre fragiler Frieden sind für die Menschen in den geschützten Regionen 20 Jahre halbwegs sicheres Leben, für Frauen die Möglichkeit, zur Schule zu gehen und zu arbeiten, etc.
ich glaube, dass man den militärischen Druck auf die Taliban jetzt hoch halten müsste (und wenn es durch Drohnen ist), damit sie nicht alle Masken fallen lassen und es nicht wagen, Terror zu exportieren. Allerdings haben die USA vermutlich keine Lust und die Deutschen keine Lust und keine Fähigkeiten dazu.
die Lage ist also schwer auflösbar, aber so ist die Realität manchmal.
Donkey_king, 17. August 2021, um 19:43
zuletzt bearbeitet am 17. August 2021, um 20:17
Der erste und größte Fehler war der Einmarsch, da sind sich wohl die meisten einig (mittlerweile).
Bei der Gestaltung des Abzugs hat sich aber auch wirklich niemand mit Ruhm bekleckert:
Die afghanische Armee hat ein massives Korruptionsproblem. Wenn die Amis die Gehälter überweisen ist es kein Wunder dass auch längst tote oder desertierte Soldaten als lebendig geführt werden und ihr Gehalt in anderen Taschen landet.
Von den offiziell ca. 300tsd Mann haben nach seriösen Schätzungen gerademal ca. 150tsd wirklich existiert. Allerdings ist sowas natürlich etwas peinlich für den Westen, der sich gerne mit dem Aufbau einer schlagkräftigen Armee brüsten würde.
Vor Kurzem wurde die Finanzierung der afghanischen Regierung übergeben - und oh Wunder, seitdem wurden praktisch keine Gehälter mehr gezahlt. Wie sich das auf die Kampfmoral auswirkt kann man sich denken.
Die Rekruten sind zum Großteil Analphabeten, weil sich kaum jemand für diesen Job findet.
Der Westen hat die Armee mit Hightech-Waffen ausgerüstet, für deren Einsatz die Afghanen technisch wie logistisch gar nicht in der Lage sind.
Als nächstes hat man dann beim Abzug die ganzen Service-Firmen mitgenommen, die für die Wartung und Instandhaltung dieser Waffensysteme zuständig waren. Und wie jemand ein Kriegsgerät bedienen soll, der nicht mal die Beschriftung der Knöpfe lesen kann, soll man mir auch mal erklären.
Alles Fehler, die Entscheidungsträger mit all ihren Beratern und Experten hätten sehen müssen.
faxefaxe, 17. August 2021, um 19:44
Stimme da dem meisten zu, nur halt nicht dem ersten Satz. :-)
Hoofer, 17. August 2021, um 20:27
Verzweifelte Menschen, die sich an Flugzeuge ihrer flüchtenden "Befreier" klammern, ........
"Good morning Vietnam....",
Ex-Sauspieler #754228, 17. August 2021, um 20:41
Meiner Ansicht nach war der Irakkrieg der grosse Fehler der Amis, mit negativem Einfluss auf den Einsatz in Afghanistan.
faxefaxe, 17. August 2021, um 20:48
Das wiederum ist völlig richtig. Zumal es auch noch in anderer Hinsicht zusammenhängt. Hätten die Amis die Mannschaftsstärke, die im Irak eingesetzt wurde, in Afghanistan eingesetzt, wäre es mit den Taliban womöglich anders gelaufen.
Donkey_king, 17. August 2021, um 20:53
Auch eine berechtigte Sichtweise. Wobei man das "Nachspiel" im Irak auch nicht vergessen sollte.
Bin gespannt von welcher Seite sich die Taliban zeigen werden, sie geben sich ja relativ zahm. Mal sehen wie lange das anhält...
faxefaxe, 17. August 2021, um 20:54
Ich fürchte, das betrifft nur die Offiziellen in Kabul vor den Kameras.
Ex-Sauspieler #754228, 17. August 2021, um 21:01
zuletzt bearbeitet am 17. August 2021, um 21:02
Bush hat hat jeglichen Goodwill, den die Amis nach dem 11. September hatten, verbrannt und den USA gleichzeitig massive militärische und wirtschaftliche Lasten aufgedrückt.
astro, 17. August 2021, um 21:57
zuletzt bearbeitet am 17. August 2021, um 21:58
Wie sagte heute ein Sprecher der Taliban:Wir versichern der Welt, insbesondere den Vereinigten Staaten, dass sich Afghanistan nicht gegen andere wenden wird", so der Sprecher.
Allerdings müssten andere Länder akzeptieren, dass die Afghanen eigene Gesetze und Werte festlegen. Diese seien zu respektieren, betonte Mudschahid.Auch zu den Rechten von Frauen äußerten sich die Taliban. Da die afghanischen Frauen Muslimas seien, würden sie auch froh sein, innerhalb des Rahmens der Scharia zu leben, sagte Sabihullah Mudschahid. Die Frauen in Afghanistan hätten demnach das Recht, unter anderem an Bildung und der Gesundheitsversorgung teilzuhaben. Allerdings im Rahmen der Scharia.“
Das lässt nichts gutes hoffen, finde ich
Donkey_king, 18. August 2021, um 11:01
@astro: So schlimm das zweifellos ist, in anderen Ländern scheinen wir auch kein Problem damit zu haben (Saudi-Arabien, Emirate, Iran, Pakistan, ...). Meiner Meinung nach können solche Veränderungen nur von innen kommen und dauern für gewöhnlich sehr lange. Dass unsere westliche Welt da einen zeitlichen Vorsprung hat, ist kein Grund den genannten Ländern nicht die Zeit für diese innere Entwicklung zu lassen, egal wie hart das mit anzusehen ist. Dass es leider nicht funktioniert, diese Entwicklung mit Gewalt beschleunigen oder erzwingen zu wollen, war über die letzten Jahre gut zu sehen.
Man sollte nicht vergessen, wie es vor 50, 100 oder 200 Jahren hierzulande um die Bürger-, geschweige denn Frauenrechte stand.
Das schließt natürlich nicht aus, auf diplomatischem Wege und durch Entwicklungshilfe Schadensbegrenzung zu betreiben - aber das ist ein Bonus, der aus dem humanistischen Selbstverständnis des Westens entspringt und nicht Teil einer (moralischen) Pflichterfüllung ist.
Früher haben die Taliban übrigens den Opiumanbau gemäß dem Koran verdammt und verboten - heute ist es eine ihrer Haupteinnahmequellen. Wo sich Vorteile ergeben, ändern sich Überzeugungen ganz schnell.
Soolbrunzer, 18. August 2021, um 12:04
Hauptdirektive der Sternenflotte: Nichteinmischung in die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung von Präwarpgesellschaften...
Donkey_king, 18. August 2021, um 12:07
Du sagst es