Schafkopf-Strategie: nachspielen - sinn und unsinn - beispielsammlung

mamaente, 06. März 2012, um 09:44

vielleicht kann dieser thread ja helfen zu lernen, wann nachspielen gut und wann es völlig daneben ist.

ich hab jedenfalls noch nie so ein schönes beispiel für den unsinn von nachspielen gesehen wie dieses:#241.854.399

Pete, 06. März 2012, um 10:10

Da müsste ich ja einen ewig langen Aufsatz schreiben, um zu erklären, wie ich das sehe. Und selbst dann wäre noch lange nicht sichergestellt, daß ich verstanden werde.

Zu Deinem Beispiel: In einem solch frühen Stadium des Spiels finde ich Nachspielen mit Spieler an "Zwei" grundsätzlich nie wirklich schlimm. Nach den Karten im ersten Stich könnte jemand frei sein, um im Falle Deines Abwurfs zu schmieren oder sich einer Farbe zu entledigen. Ich persönlich hätte es nicht gemacht, sondern zufällig Eichel getroffen, weil ich Schellen nicht angefasst hätte (nur zwei Trumpf, nur noch eine Volle).

Bei Farbwenzen wird Nachspielen aber in meinen Augen erst gegen Ende echt übel. Aber auch bei Wenzen und Geiern weiß ich Fälle, wo das Nachspielen einer Farbe (auch ohne Kontra^^) das Spiel gewonnen hat, indem sich ein Partner eine Farbe freimachen konnte, von der sich der Spieler soeben die Sau blankiert hatte. Bei Gelegenheit suche ich sowas mal raus.

mamaente, 06. März 2012, um 10:51

mir kommt es so vor, als liefe es ziemlich häufig so, oder so ähnlich, wenn man nachspielt wenn die schmier weg ist.
aber bestimmt gibt es beispiele, die das gegenteil belegen :-)

Ex-Sauspieler #213041, 06. März 2012, um 11:00

Das Spiel ist eh kaum zu verlieren.

Das Herz nachspielen macht man immer, weil die 2-2-2 Herzverteilung zu selten ist.

faxefaxe, 06. März 2012, um 11:19

ich sehs ähnlich. beim Farbwenz mit dem Spieler an zwei ist das meist in der frühen Phase schon ok. In der Regel sollte ein Mitspieler auch frei sein, der dann alle Optionen hat (von Trumpfschmier heimbringen, über abspatzen bis schmieren).

Bei Wenzene und Geiern lenken solche Einwürfe wie der vom Pete ("ich kenne aber Fälle..") nur vom Problem ab. Da gilt erst einmal: nicht nachspielen (bei Spieler an zwei kann man es zuweilen diskutieren)

Ex-Sauspieler #213041, 06. März 2012, um 11:28

Ich spiele auch immer nach beim Geier und Wenz, wenn ich keine Sau zum Ausspielen habe, weil Nachspielen das beste ist außer der Spieler kommt durch Nachspielen hintendrauf.

Pete, 06. März 2012, um 11:41

Wie? Was? Wo? Vom Problem ablenken? Wie meinst Du das?

Ich formuliere anders: Es GIBT GENÜGEND Fälle...

Die meisten brauchbaren Wenze und Geier sind kaputt, sobald eine Sau rausgestochen wird (meine Erfahrung). Wenn ich durch Nachspielen erreichen kann, daß sich einer meiner Partner eine Farbe freimacht, ist der erste Schritt in diese Richtung gemacht. Auch bei Wenzen und Geiern sehe ich es so, daß Nachspielen durchaus Sinn machen kann, solange vom Spieler noch nicht Trumpf gespielt wurde. Hängt halt von meiner eigenen Karte ab, ob ich's mache oder nicht. Zwei besetzte Zehner (ohne König), ein Unter und drei von einer Farbe verleiten mich zum Beispiel gerne dazu. Kein Unter bei mir kann auch ohne Kontra ebenfalls dazu führen. Und wenn die Mitspieler mitdenken, kommt oft was Nettes dabei raus. Wenn natürlich nur wild geschmiert wird, um ein Abspatzen des Spielers zu verhindern, nützt's kaum was. Und wenn schon Trumpf gezogen wurde, aber mindestens noch einer beim Spieler ist, ist Nachspielen in den meisten Fällen auch sinnlos.

Was ich meine: Man kann dem Kartenstand (keiner eine Farbe frei) oft auf die Sprünge helfen, wenn man den Spieler zum Abspatzen verleitet.

faxefaxe, 06. März 2012, um 12:46

hm, also meine Erfahrung lehrt, dass es weit häufiger vorkommt (Bauchgefühl: 80 bis 90 Prozent mindestens), dass der Spieler durch das Nachspielen seine wenigen Spatzen loswird (braucht ja nur die Gegenspielerpunkte mitzählen und abwerfen, bis er absolut sauber ist), als dass der von Dir erhoffte Effekt eintritt.

Pete, 06. März 2012, um 12:56

"Bis er absolut sauber ist" - solange noch Trümpfe im Spiel sind, geht das ja nicht. Er muß sich meist beim Abspatzen darauf verlassen, daß seine erste angespielte Sau dann auch geht. Und genau um DAS geht's mir beim Nachspielen.

faxefaxe, 06. März 2012, um 12:59

Aber Du vergibst ja viel öfter die Chance, aus seinen Spatzen einen lukrativen Stich zu machen.

Pete, 06. März 2012, um 13:34
zuletzt bearbeitet am 06. März 2012, um 13:35

In der Regel spatzt sich der Spieler ja nicht auf null Augen ab. Und meistens wird dann nur einmal abgespatzt. Ich rede ja nicht von viermal nachspielen. ;-)

Und sehe ich dann zum Beispiel sowohl beim Spieler ein Schellen als auch von einem meiner Partner die Schellenneun, rast mein besetzter Schellenzehner aus der obigen Fallgestaltung in Richtung Wende.

Natürlich klappt das nicht immer. Und natürlich gibt nicht jede Hand eine solche Vorgehensweise her. Aber ich weigere mich, das Nachspielen generell zu verurteilen, wenn sich der Nachspieler etwas dabei denkt.

Die durchschnittliche Gewinnquote von Einzelspielen liegt wohl zwischen 65 und 80 %. Wenn der Spieler ein durchschnittlich guter Schafkopfer ist und durchschnittlich gute Spiele ansagt, ist es so, daß er bei normalem Verlauf wesentlich häufiger gewinnt als verliert. Die meisten Einzelspieler gehen ja auch davon aus, daß die Spatzen zu den Gegnern gehen. Kriegst Du also seine Spatzen mit normaler Augenzahl und gehen die Sauen des Spielers, wird er gewinnen - oder hat sich eh verkalkuliert...
Deswegen richtet sich bei mir das Hauptaugenmerk bei Wenz und Geier auf Schmierkarten des Spielers - seien es Sauen oder auch besetzte Zehner. Die plant er normalerweise als Stich ein.

Ich stelle halt oft fest, daß die Gegner viel zu wenig kämpfen. Regelmäßig wird die Spielzeit dazu genutzt, sich zu beschweren, daß der Spieler nun schon wieder ein Einzelspiel hat - anstatt zu kämpfen...

faxefaxe, 06. März 2012, um 13:39

Ich habe sicher eine vergleichsweise hohe Wenz-Quote und ich spiele die ganzen Wackeldinger mit mehr als zwei Stichen die weggehen nur, weil darauf Verlass ist, dass einer nachspielt und man so nicht von Worst-Case-Augenverlustszenarien ausgehen muss.

(na gut, selbst dann bin ich nur bei 71 Prozent, aber die reichen mir, weil ich ja nicht nur die durchschnittlich guten Spiele ansagen will, da fehlt mir dann doch der kick)

Ex-Sauspieler #213041, 06. März 2012, um 13:44

Ich spiele wie oben schon getippt immer nach, außer wenn der Spieler dann hinten draufkommt.

Und ich bin ja Profi Spieler, wie ihr wohl wisst oder hat euch das die Mischi noch nicht verraten ?

Pete, 06. März 2012, um 13:50

Ich formuliere es mal so:

Wenn ich übermäßig "mutige" Spieler treffe, ändere ich meine Taktik. In der Zockerstube bei 50-200 kommen die Wackelwenze zwar durchaus vor, meiner Erfahrung nach aber weitaus seltener als in der Wirtschaft. Aber auch in der Zockerstube gibt's Kandidaten, bei denen ich nicht unbedingt versuche, die Sauen zu knacken. Bei so manchem Zocker reicht da die Standard-Vorgehensweise - die dann auch sicherer und effektiver ist.

Die meisten 50-200-Spieler hier sind aber ziemliche Sicherheitsspieler, bei denen man alle Register ziehen muß, um deren Spiele zu brechen - außer, man hat eine Super-Eröffnungskarte und einen feinen Stand.

Na ja, jedem das Seine - ich liebe dieses Spiel.

MetzgersTochter, 06. März 2012, um 16:58

Pete, deine Taktik funktioniert aber nur, wenn der Spieler in der Mitte sitzt - ansonsten wird er kaum seine Sau blank stellen, wenn er sieht, dass vor ihm abgeworfen wird :-)

Ich hab hier mal ein besonders grausames Beispiel zum Thema nachspielen:
https://www.sauspiel.de/spiele/51947178-wenz-...

Pete, 06. März 2012, um 17:02

Hm, hab' ich schon öfter erlebt, wenn der Spieler nur zwei Ober/Unter hat. Solange nicht klar ist, ob sie eventuell zusammenstehen, habe ich sogar schon sehr viel Kurioses erlebt. ;-)

hosenlatz, 06. März 2012, um 17:05

MT, Das Nachspielen ist da aber auch nur die Spitze des Eisbergs;-)

Pete, 06. März 2012, um 17:05

Eisberg? Müllhaufen trifft's eher.

MetzgersTochter, 06. März 2012, um 17:07

Ja Latzi, ich glaub, das war das am schlechtesten gespielte Spiel, das ich je miterleben musste...
Sabine hat sich da auch nicht berühmt gemacht, FÜNF Volle zu schonen, damit Basti seine einzige reinlegen muss.

Deibenker, 08. März 2012, um 09:35

Das find ich - ist mal ist ein richtig schönes Beispiel für Nachspielen o.k. (Der Nachspieler weiss wieviel Punkte gefallen sind, und wer den Rest der Farbe in der Hand hat. Kann sogar vorkalkulieren, wems das Genick bricht.
#241.673.591

krattler, 08. März 2012, um 09:39

frage, was soll der anders machen, er weiss doch, wo der käse steht....

Deibenker, 08. März 2012, um 09:48
zuletzt bearbeitet am 08. März 2012, um 09:49

Genau deswegen is ja auch kein schlechtes Beispiel ;-) Ich versteh den Threadersteller(in) so, dass sie sich freuen würde, wenn wir uns Gedanken machen, wann es sinnvoll ist und wann nicht. Und in einem so offensichtlichen Fall... halt das einzig Sinnvolle. Oder?

krattler, 08. März 2012, um 09:56

des is zwar rein optisch nachspielen, aber unterm strich isses ausziehen, deshalb halt ichs für kein gutes beispiel....

Deibenker, 08. März 2012, um 10:20

Weiss was Du meinst. Nur die meisten "reinen Nachspiele" sind eher negativ. Also find ich das Beispiel ist ein interessanter Hinschubser fürs Nachdenken.
Ich such ja auch schon die ganze Zeit nach positiven Beispielen, aber bei meinen Spielen find ich derzeit keine Guten - nicht als Spieler und auch nicht als Gegenspieler. Übrigens in den alten Freds waren auch gaaanz wenige positive Beispiele zu finden.

Pete, 08. März 2012, um 11:08

Wenn ich nicht so faul wäre, würde ich suchen. Aber nachdem es die "Es wurde nachgespielt bei Wenz oder Geier"-Suchfunktion noch nicht gibt, ist es mir echt zu zeitaufwendig, jeden Wenz und Geier anzuschauen. Es kommt sicher nicht in jedem fünften Spiel vor. Aber das Nachspielen an sich kommt ja schon recht selten vor - und DANN noch sinnvoll... ;-)

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