faxefaxe, 21. Juli 2015, um 11:30
Die Euroländer haben da sehr viel Geld im Feuer und sie sind für Griechenland schon viele Risiken eingegangen. Das selbe gilt für die EZB.
Daher finde ich die Vorwürfe teilweise eine echte Zumutung. Dass manche Ländern in Osteuropa irgendwann bei aller Solidarität "nein" sagen, wenn sie Renten in Griechenland finanzieren sollen, die viel höher sind als im eigenen Land, verstehe ich das. Und das hat nix mit Nationalismus zu tun.
Mir ist bei allen Griechenlandverstehern immer noch unklar, was sie wollen: Dass immer weiter immer mehr gezahlt wird (denn das ist ja die Konsequenz, wenn man auf seine Bedingungen nicht pochen kann)? Ein Alternativkonzept fehlt doch bislang.
faxefaxe, 21. Juli 2015, um 12:44
wenn Dir die Bedingungen nicht gefallen, musst Du freundlich verhandeln oder ablehnen. Die Syriza-Taktik - so zu tun, als hätte man einen automatischen Anspruch, und die Geldgeber beleidigen - ist mir absolut unerklärlich.
Ich persönlich habe mich zu den Bedingungen - ob die hilfreich für die Griechen und ihre Geldgeber gleichermaßen sind - bislang noch überhaupt nicht geäußert, meine ich. Ich persönlich bin zb ein Gegner von Privatisierung bei allem, wo es um Versorgung geht, auch bei uns (Bahn, Wasser, Nahverkehr, Schulen, etc pp). Insofern sehe ich den Teil zb auch kritisch.
Aber als Geldhabenwoller kann ich halt nur "nein" sagen, wenn die "Bank" mehr Sicherheiten will. Muss dann aber einen Plan B haben.
Soolbrunzer, 21. Juli 2015, um 18:22
zuletzt bearbeitet am 21. Juli 2015, um 18:23
faxe, zum Thema "Beleidigungen": Syriza war von Anfang an nicht gelitten.
Bereits Ende Januar beschied EU-Parlamentspräsident Schulz über einen Protest der frisch gebackenen Griechischen Regierung, die zu einer EU-Erklärung zu möglichen Sanktionen gegen Russland nicht - wie allgemein üblich - befragt wurde, er habe "keinen Bock [sic!], ideologische Debatten zu führen mit einer Regierung, die erst zwei Tage im Amt ist." Toller Demokrat, der nicht einmal die eigenen Spielregeln beherrscht und sich abfällig über die legitim gewählte Regierung eines Mitgliedsstaates äußert. Der CSU-Fuzzi Manfred Weber polterte im selben Zusammenhang gar, Syriza wolle Griechenland an den "Aggressor" [sic] Putin ausliefern. Toller Stil. Im Februar bezeichnet Hans-Peter Friedrich die Syriza-Regierung als "Halbstarke", wieder Manfred Weber stellt Syriza mit "Radikalen oder Kommunisten gleich" und unser allseits beliebter Frankenkasper Söder spricht in vollkommener Ignoranz der humanitären Krise davon, dass Griechenland kein Geld für "sozialistische Wohltaten" bekommen darf.
Nur mal ein paar frühe Beispiele.
Ganz abgesehen davon, dass - um in Deinem schiefen Bankenbild zu bleiben - ich keinen Kredit mit einer Bank aushandeln würde, die mich offenkundig nicht im geringsten ernst nimmt und sich obendrein über mich lustig macht; nur: Die Griechische Regierung MUSS mit dieser "Bank" verhandeln, ob sie nun will oder nicht. Welche Beleidigungen wären denn von der Tsipras-Regierung gefallen?
Varoufakis musste für seine - wie ich finde, inhaltlich völlig zutreffende - "Terrorismus"-Aussage (Warum haben sie uns gezwungen, die Banken zu schließen? Um Angst unter den Leuten zu schüren. Und wenn es darum geht, Angst zu verbreiten, dann nennt man dieses Phänomen Terrorismus.“) gehen. Schulz hingegen, der zuletzt Varoufakis ganz offen für verrückt erklärt hat, ist noch im Amt.
Soolbrunzer, 21. Juli 2015, um 18:31
...und was ich als "Griechenland"-Versteher vordringlich will: Mir würde es schon reichen, wenn die (deutsche) Öffentlichkeit endlich bitte einmal zur Kenntnis nehmen würde, dass sich in diesem Land humanitäre Missstände zu einer Krise auswachsen.
faxefaxe, 21. Juli 2015, um 18:42
Ge, wir kommen echt nicht weiter.
Das halte ich zum Teil für ideologisches Geschmarre.
Und dann immer der Hinweis, dass "die deutsche Öffentlichkeit was nicht zur Kenntnis nimmt". Das lese ich jeden Tag in der Zeitung, und aus diesen humanitären Gründen wurden sie ja weit über das Zulässige hinaus (zB bei Ela) unterstützt. Ohne Einigung wäre das Elend noch größer, man hat ja gesehen, dass das Geld sofort fehlt (und eben nicht nur bei deutschen Banken landet).
Ist aber nicht persönlich gemeint! Ich diskutiere schon gern mit Dir.
faxefaxe, 21. Juli 2015, um 18:49
Ps: Putin ist ein Aggressor.
Syriza ist Ex-Kommunisten mit teils noch immer Kommunisten (was für mich per se nix schlimmes ist).
faxefaxe, 21. Juli 2015, um 18:50
Pps: Schulz und Weber, leidenschaftliche Europäer. Wenn die genug haben, solltest Du mal überlegen, ob nicht doch Du falsch liegst.
Soolbrunzer, 21. Juli 2015, um 19:21
Leidenschaftliche Europäer in einem Europa, das nicht im geringsten meinen Vorstellungen entspricht. Schulz und Weber konnten am 28. Januar, als sie das - ganze 2 Tage (!!) nach Tsipras' Amtsantritt - äußerten, noch gar nicht genug haben - sie waren schlicht und ergreifend voreingenommen.
Man stelle sich nur vor, griechische, spanische, österreichische, was weiß ich ...Politiker hätten sich am 22. September 2005 auch nur annähernd anmaßend über Angie geäußert.
Im Ukrainekonflikt sehe ich Bluthunde auf BEIDEN Seiten. Wen wir im nach Meinung der Westpropaganda mögen sollen, ist mir als Pazifist leidenschaftlich wurscht.
Im Übrigen hatte die griechische Regierung keineswegs Putin abgefeiert, sie hatten lediglich Protest eingelegt, weil sie bei einer Abstimmung ALLER EU-Regierungen nicht befragt wurden. Was dabei die Dauer der Amtsinhabe für eine Rolle spielt, weiß vielleicht Dein Leidenschafts-Schulz, ich finde das schlicht impertinent, arrogant und auch demaskierend.
Soolbrunzer, 21. Juli 2015, um 19:38
Was ich abgesehen davon als "Griechenland-Versteher" noch will, ist fast schon peinlich eigennützig.
Die deutsche Regierung möchte gerne in allen EU-Ländern ihre eigene Austeritäts-Doktrin nach Art Agenda 2010 durchsetzen. "Wettbewerbsfähigkeit" ist dabei das Zauberwort. Tolle Vision: Ein Europa, in dem die Mitgliedsländer darum konkurrieren, wer noch mehr Sozialabbau umsetzt, um "Wachstum" zu generieren. Wenn Du diese Idee weiterdenkst, werden wir in Deutschland irgendwann gezwungen sein, eine Agenda 2020, 2025 oder 2030 anzugehen. 50-Stunden-Woche, Rente mit 85, Krankenversicherung nach amerikanischem Modell, Privatisierung der Polizei und der Bundeswehr, da wird ihnen schon was einfallen.
Griechenland ist mit Syriza, das erste Land, das einen - zugegeben mittlerweile unter immensem Druck kläglich gescheiterten - Versuch unternommen hat, dem entgegenzusteuern.
Das finde ich als Linker, meinethalben als Salonlinker - bemerkenswert, und die Art und Weise wie Griechenland und seine Regierung ausgebremst wurden, stinkt.
Dieser Strömung entgegenzusteuern, Europa neu zu denken, ein Europa für die Menschen, nicht für das Kapital, DAS ist meine leidenschaftliche Vision von Europa. Mit Austerität undenkbar.
Wenn Du anders denkst, faxe, respektiere ich Deine Meinung, aber ein "Linker" bist Du mal sicher nicht, bestenfalls ein hasenherziger Sozialdemokrat - "wer hat uns verraten? - Die Sozialdemokraten!". Wie die judäische Volkfront vs. Volksfront von Judäa vs. Populäre Front von Judäa. Traurig, das.
Soolbrunzer, 21. Juli 2015, um 19:46
gleichfalls merce
faxefaxe, 21. Juli 2015, um 20:04
Restriktiv kapitalistisches Wirtschaftseuropa.
Diese Verschlagwortung in Internetdiskussionen ist ermüdend.
Hauptsache, der Quatsch klingt schön.
lpmeutreib, 21. Juli 2015, um 20:10
kein Geld ins Ausland verschleudern
faxefaxe, 21. Juli 2015, um 20:10
Europa hat zehn Prozent des Weltbruttosozialprodukts, aber 50 Prozent der Weltsozialausgaben (nix dagegen).
Griechenland hat sich über lange Jahre einen hohen Sozialstandard von den anderen Eurostaaten finanzieren lassen.
Ist ja alles ok.
Aber dann muss ich doch nicht diese Klischees vom eiskalten Kapitalismus dreschen.
Griechenland innerhalb der EU in den vergangenen Jahren war mehr Sozialismus als Kapitalismus. Und irgendwann ging das Geld aus und man muss schauen, wie man verhindert, dass sie total abrutschen.