Tratsch: Verbale Abrüstung in der Griechenland-Diskussion

Soolbrunzer, 23. Juli 2015, um 18:20

Aha. 2012. Das willst Du also Syriza anlasten. Ok. Wenn jetzt die "politische Tagezeitung" auch noch dem Springerkonzern angehört, ist alles klar ;-)

Soolbrunzer, 24. Juli 2015, um 00:59

Der Sozialismus glaubt an das Gute.
Der Kapitalismus glaubt an den Bonus.
😉

Soolbrunzer, 24. Juli 2015, um 01:20
zuletzt bearbeitet am 24. Juli 2015, um 01:20

Ui, liebe Lieblingstirolerin, ich hab da noch was entdeckt, wo ich Dir widersprechen muss:

"Europa, die Länder Europas und auch die Bevölkerungen MÜSSEN kapieren, dass das Übel daran liegt, dass wir ALLE Jahrzehnte lang über unsere Verhältnisse gelebt haben. Dies macht uns zum Spielball der Kapitalmärkte." (Seer, irgendwo auf Seite 12 dieses Freds).

Ich sehe das definitiv anders. Nicht "wir" müssen kapieren, dass "wir über unsere Verhältnisse" gelebt haben - die Reichen, Superreichen und Großkapitalisten müssen endlich kapieren, dass SIE ÜBER UNSERE VERHÄLTNISSE leben.

Und: Nicht das angebliche über-die-Verhältnisse-leben einer pauschal-grauen Masse wie etwa "wir" (also ich lebe nicht über meine Verhältnisse) oder "Länder" resp. "Völker" macht sie zum Spielball der Kapitalmärkte. Dies ist politischer Wille. Eine Kanzlerin, die von "marktkonformer Demokratie" redet, das heißt fordert, dass sich der Souverän, das Volk den Märkten unterzuordnen hat, führt sich doch selbst ad absurdum. DEMOKRATIEKONFORME MÄRKTE, so herum würde ein Schuh draus.

Soolbrunzer, 24. Juli 2015, um 01:34
zuletzt bearbeitet am 24. Juli 2015, um 01:49

Mal eine Beispiel-Rechnung:

Das Pro-Kopf-Geldvermögen in Deutschland siedelt bei rund 64.000 € an (Wert von 2013, statistica.com) - nur GELD-Vermögen, Auto, Wohneigentum, etc. exklusive. Da sind ALLE mit eingerechnet; statistisch müssten also meine Frau, meine 7jährige Tochter, mein 4jähriger Sohn und ich als Familie zusammen über 256.000 € an Geldvermögen verfügen. Junge, Junge, warum fahr ich noch diesen klapprigen Seat?

So. Die Pro-Kopf-Staatsverschuldung liegt dagegen bei rund 27.000 € (aktueller Wert)

Das ist doch komisch. Wieso sollte ich, der mein Kopf 64.000 € auf der hohen Kante hat, 27.000 € Schulden mit mir rumschleppen, die womöglich noch Zinsen kosten? Da zahle ich doch lieber meine Schulden zurück; dann hätte ich immer noch satte 37.000 € übrig (meine Famile 148.000 €).

Was, ja was bitte hab' ich da nur übersehen? - Und kommt mir jetzt nicht mit Rechenfehlern, des hab' ich im Kopf ausgerechnet und im Kopfrechnen war ich noch nie soooo toll (meine Begabungen liegen mehr im musischen Bereich, hat ein Lehrer über mich mal gesagt 😉)

Soolbrunzer, 24. Juli 2015, um 01:55

Tja für Griechenland kann ich die Rechnung jetzt nicht zuverlässig stellen, weil die Liste von statistica.com Griechenland nicht aufführt, aber nehmen wir mal an, sie lagen 2013 knapp hinter den Spaniern mit 40.000 € Geldvermögen pro Kopf.

Aktuell hat Griechenland eine pro-Kopf-Verschuldung von rund 29.000 EUR; da bleiben zwar nur 11.000 übrig, aber - so what, Griechenland erlebt gerade eine Krise, da müsste doch was zu machen sein... Austerität, nicht wahr, da müssen sie halt mal den Gürtel enger schnallen (wobei man in Afrika mit 11.000 € bestimmt auch in Saus und Braus leben könnte...)

Wieso kommt die Troika denn nicht mal auf so einfache Erkenntnisse...

Nix für ungut, guts Nächtle UND - natürlich! -

αλληλεγγύη με Ελλάδα

Soolbrunzer, 24. Juli 2015, um 09:31

Kami: "gib einem Hartz4-Empfänger Geld und Du wirst ihm wieder Geld geben müssen. Gib ihm Arbeit und er ernährt sich selber. [...]

Einige Hartz4-Empfänger schaffen es trotzdem nicht, denen muss man helfen, andere wollen nicht, die muss man dazu zwingen."

😄
Weißt Du eigentlich dass etwa 49,5% der ALGII-Empfänger arbeitslos sind?

Welcher Ansatz war bitte falsch (ich hatte einige), und von ALGII-Empfängern hab' ich nur am Rande gesprochen, nämlich dass die sich keinen BMW und auch kein Haba-Spielzeug leisten können...

faxefaxe, 24. Juli 2015, um 09:36

Das Problem war, Kami, dass Syriza nicht vertrauenswürdig war. Ein Investor will Sicherheit.

krattler, 24. Juli 2015, um 09:37

das focusumfrageergebnis is ja der hammer .....
soll deutschland griechenland weiter unterstützen?
sollen die griechen endlich raus ausm euro?
10 % zu 90 %
....

faxefaxe, 24. Juli 2015, um 10:22

Naja, Investitionen (und damit die Gier) schaffen auch Arbeitsplätze. Einen Arbeitslosen gegenüber ist ein "mach Dir nix draus, die wollen Dich eh nur ausbeuten" schon etwas zynisch.

Ansonsten hast Du recht, Syriza gilt es als Vertreter der Griechen zu respektieren. Allerdings gehen Sie komisch mit ihrem Mandat um. Sie hatten ja versprochen, alles anders zu machen. Haben sich sogar noch ein "Nein" legitimieren lassen. Aber dann machen sie ganz normal weiter wie alle Regierungen vorher. Aber das sollen die Griechen unter sich ausmachen.

Seer, 24. Juli 2015, um 10:25

100% Zustimmung für faxefaxe!!!!

Ich bin die Letzte, die nicht für SINNVOLLE Hilfen wäre!

Jedoch braucht man dafür einen verlässlichen Partner. Und den sehe ich in Griechenland weit und breit nicht.

Außerdem wurde - nicht nur aus meiner Sicht - zu viel Porzellan zerstört. Die Art und Weise, wie die neue griechische Regierung aufgetreten ist, würde es mir - wäre ich politisch verantwortlich - nicht leichter machen.

Erklärt mir doch bitte jemand, wie man kurz vor einem Verhandlungs-Durchbruch ein Referendum ankündigt um dann - zwei Wochen später - genau das Gegenteil zu beschließen. OK, zugegebener Maßen nur mit Hilfe der Stimmen aus der Opposition. Um dann aber noch härtere Auflagen beschließen zu müssen?

Also ein politischer Verantwortlicher sollte nicht zocken sondern in Abwägung der Interessen seines Landes handeln.

Mein Lösungsvorschlag - zumindest ein Ansatz - wäre:

Ein Austritt Griechenlands aus der Europäischen Union mit gleichzeitigem Austritt aus der Währungsunion. Dann ein Beitritt mit neuer Währung um nach Abwertung der Drachme wieder wettbewerbsfähig zu sein.

Dies erfordert auch harte Maßnahmen, man nimmt aber Griechenland und seiner Bevölkerung nicht die "Würde", nämlich das Gefühl nur am Tropf der EU-Partner zu hängen. Gleichzeitig wäre es eine Chance im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu werden.

Dazu bedarf es natürlich - da Griechenland ja massiv Waren importiert - zwischenzeitlicher humanitärer Hilfe - da bei einer extremen Abwertung die Waren des täglichen Bedarfes - welche massenhaft importiert werden - unbezahlbar würden.

Ferner wäre nach den europäischen Verträgen ein Schuldenschnitt im Euro nicht möglich. Wobei ich hierzu ABSOLUT gegen einen Schuldenschnitt bin.

Und zwar nicht deswegen, weil ich es DEN GRIECHEN nicht vergönnen würde....sondern weil es jeglichen künftigen Regierungen ein "weiterwursteln" einfacher macht.

Man stelle sich vor, wie schnell hier wieder interessante Angebote von Seiten der Banken kämen....!

Dazu kommt ja ausserdem, dass die privaten Gläuber eh schon auf 100 Mrd. verzichtet hatten..!

Seer, 24. Juli 2015, um 10:44

@kami

GENAU....er (Tsypras) ist vom Volk gewählt...das legitimiert ihn auch.

Dann aber muss auch DAS VOLK mit ihm gehen. Wie es dann - wenn es um Einsparungen geht - mit ihm geht sieht man ja derzeit an den Demonstrationen. Das ist wie überall. Sparen ja...aber bitteschön bei den anderen.

Und ich sehe eben nicht die anderen Länder Europas und schon gar nicht beispielsweise die baltischen Staaten in der Pflicht, durch immer stänidge neue Gelder ein absolut MARODES System am Leben zu halten.

Daher unbedingter Austritt. Da es den - wie wir wissen - nach den Verträgen nicht gibt eben ein Austritt aus der Union und Wiederbeitritt mit neuer Währung.

Sollte ich sehen, dass die griechische Regierung mit Entschlossenheit und Willen agiert, wäre ich auch für weitergehende Hilfen zur Selbsthilfe.

Aber noch sehe ich kein Licht am Horizont...ausser einen immer lächelnden Ministerpräsidenten der aufgrund seiner Polarisierung große Sympathiewerte geniesst. Bei der Abstimmung gestern wurde das heikelste - und auch teuerste Thema - nämlich die Frühpension einfach verschoben.

Aus meiner Sicht schürt das kein Vertrauen am Reformwillen! Vor allem kein Vertrauen den internationalen Partnern gegenüber.

Soolbrunzer, 24. Juli 2015, um 14:25

Herrschaftszeiten, auf meine Fragen antwortet hier kei Sau... hab' ich schon den Syriza-Nimbus?

@seer: wie ich oben bereits irgendwo erläutert habe, waren es gerade deutsche Vertreter ("leidenschaftliche Europäer", wie man mir versicherte; nunja bei Tsipras und Varoufakis handelt es sich unbestreitbar um leidenschaftliche Demokraten... kommt in marktkonformen "Demokratien" wohl nicht so gut an...), welche von Beginn an die neue Regierung - ich unterstelle einfach mal: aus ideologischen Gründen - diskreditiert haben.

Auf welches "zerschlagene Porzellan" spielst Du bitte an?

Soolbrunzer, 24. Juli 2015, um 14:34

Ich bin im Übrigen gegen einen Grexit - die humanitären Auswirkungen wären noch verheerender, politisch vermute ich, dass die Ultrarechten die Überhand gewinnen würden.

Im nachhinein wäre es wohl sinnvoll gewesen, damals den - wie nennt man das Gegenteil von Grexit? - Graccess (?) nicht zu vollziehen.

Jetzt gilt es - ganz im Sinne Varoufakis' - den "Kapitalismus vor sich selbst zu retten" - Tsipras versucht diesen Spagat, SEIN Amt möchte ich derzeit echt nicht haben; aber der Grexit muss unbedingt verhindert werden. Tsipras weiß das; hence: Schlechte Verhandlungsposition, schlechtes Verhandlungsergebnis, natürlich Unzufriedenheit in den eigenen Reihen.

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