faxefaxe, 29. August 2016, um 17:59
Flüchtlinge sind Gäste und haben sich zu benehmen und anzupassen (die meisten tun das auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten). Wer dies nicht tut, sollte möglichst abgeschoben werden und zwar schneller als bislang.
Aber: das ändert nichts daran, dass es viele deutsche Moslems gibt, die genau die selben Rechte haben wie Christen, Atheisten, Afdler und was auch immer. Diese Realität wird von denen, die meinen "die Moslems" müssten sich "den Deutschen" anpassen, nicht anerkannt.
Für die ist es kein fremdes Land, sondern ihres.
Das mag manchen nicht passen - andere sind über die Existenz von Afdlern oder Grünen unglücklich.
Aber wir kommen erst weiter, wenn der Ausgangspunkt akzeptiert ist.
Soizhaferl, 29. August 2016, um 18:00
kami, ich habe keine Ahnung, ob da Lautsprecher drin sind. Vermutlich nicht.
So oder so finde ich diese Denkweise, die auf ein "Der Moslem hat bei uns beim Beten kein geräusch zu machen!!!" rausläuft (ja, etwas zugespitzt ;) ) seltsam. Gibt es denn keine Zwischenlösung zwischen kompletter Stille und allgemeiner Beschallung? Wäre es denn so furchtbar, wenn in einer Gegend, in der 10 Prozent der Bevölkerung - und damit auch der Gesellschaft - Moslems sind, wenns an beispielsweise 2,3 Tagen im jahr mal 5 Minuten "laut" ist?
"Muezzin-Gebrülle"-"Muezzin-Geschrei" - muss die Formulierung denn sein? Für meine Ohren klingt das auch nicht gerade lieblich, aber ich kann auch mit abstrakter Kunst meist nix anfangen, ja und?
Es sind Gebete, und - soweit ich das von der deutschen Übersetzung sagen kann - es sind poetische Texte, die zum großen Teil ähnliche Anleitungen zum guten Leben, zur Ehre der Schöpfung etc. enthalten wie Bibelstellen und Kirchenlieder. Da muss ich doch nicht so tun, als ob es sich um sinnlosen Krach ahndeln würde oder muhende Kühe.
Warum muss man das immer per Dekret und "entweder-oder" lösen wollen? Warum kann die Frage, ob und wie laut und wie oft usw. von einer Moschee etwas zu hören wäre und wie hoch das Minarett sein soll, nicht einfach der Bezirksausschuß vor Ort klären? Mit den Leuten, die es angeht und betrifft? Der BA probiert vielleicht mal was aus, nimmts dann zurück, belässt es so oder weitet es gar aus. Die Leute vor Ort können dazu Stellung nehmen, sich beschweren, der Imam erklärt vielleicht warum seine Gemeinde das denn gerne hätte, unterhält sich mit den Gegnern, man findet einen Kompromiß usw. So oder ähnlich wird es doch bei allen möglichen Themen gemacht. Warum dann da nicht?
faxefaxe, 29. August 2016, um 18:48
Ich bin ja auch für eine Begrenzung.
Aber Du erwartest ja auch von den deutschen Muslimen "Anpassung" und willst ihre Selbstbestimmung einschränken, wenn ich das recht verstehe.
Soizhaferl, 29. August 2016, um 18:59
"der klang ist fordernd, aggressiv, nahezu militant.
"
das IST nicht so, es klingt für dich so.
"wenn es um buddhistische klänge ginge, dann könnte man mich noch überzeugen."
auch das klingt sanft (auch in meinen ohren, was wir als "schön" empfinden hängt halt von unserer Kultur ab), aber ob es das IST, sei dahin gestellt. Buddhisten führen ja nun durchaus Kriege.
Ist es bei dem Thema denn wirklich nicht möglich, anders als durch persönliches Geschmacksempfinden zu urteilen?
Und wieso "gebranntes Kind" - wo breiten sich denn Moscheen mit riesigen türmen und Muezzinen bei uns aus, nachdem man den kleinen Finger reichte?
faxefaxe, 29. August 2016, um 19:09
Die Frage ist, was Dir einfällt.
Wir setzen ja eher auf "Leben und leben lassen" in der Hoffnung, dass unsere liberalitas ansteckend und überlegen ist.
Du setzt offenbar auf Verbote - de facto wirst Du damit die Moslems aber radikalisieren meiner Meinung nach. Die Fotos vom Ausziehzwang sind ein gefundenes Fressen für Islamisten. Die Bilder funktionieren weltweit.
Soizhaferl, 29. August 2016, um 19:45
Nein, ich bin nicht für die Abscgaffung der Opern, aber nur weil ich AC/DC nicht mag, werde ich es weder verbieten noch dagegen vorgehen, dass Opern auch mal Ac/DC im Repertoire haben. Ich klopf ned gleich an die Decke, wenn der Nachbar AC/DC hört, dafür zieht er sich auch klaglos mal meine Blasmusik rein. Toleranz. zusammenleben. Und so.
"warum eigentlich nicht eine Kirchensteuer für Muslime, auch gleich
automatisch vom Lohn abgezogen; so als Beitrag für die "islamischen
Kosten der Welt" ?"
du findest also, hier lebende Moslems sollten eine Zwangsabgabe zahlen, weil woanders im Namen des Islam Verbrechen begangen werden? Oh du großer Verteidiger der freiheitlichen Werte!
faxefaxe, 29. August 2016, um 20:01
Zum einen, weil Passivrauchen ungesund ist (Burkinis anschauen nicht). Und die Fotos Schränken Deine Rauchfreiheit nicht ein.
Und mir geht es ja auch um die Effektivität.
Einschränkung der Religionsfreiheit und Diskriminierung nutzen den Islamisten, Grauzone abschaffen. Dagegen führen Rauchverbote und Schockbilder nicht dazu, dass mehr geraucht wird.
Wie meist: schlechter Vergleich.
faxefaxe, 29. August 2016, um 20:06
Ich hatte ja schon mal den IS-Original-Artikel verlinkt, hier noch einmal erklärt:
http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/islamic-state/12002726/The-grey-zone-How-Isis-wants-to-divide-the-world-into-Muslims-and-crusaders.html
Soizhaferl, 29. August 2016, um 20:33
Ich kenne die Entscheidungsgrundlage in Rendsburg nicht. grundsätzlich hat die muslimische Gemeinde dort sehr wohl das Recht, das zu fordern. Warum auch nicht? Dass man dieser Forderung in vollem Umfang nachgibt, verstehe ich auch nicht.
Aber: Ein gebetsruf dauert maximal 2 Minuten, das ganze alle paar Stunden, macht 10 Minuten. Wie gesagt, für Rendsberg weiß ichs nicht, aber woanders war auch eine Dezibelbegrenzung dabei.
Das ist NICHT schlimmer wie neben der S-Bahn, jetzt komm mal runter. Ja, ich würd mich als Anwohner auch nicht freuen, aber da gibts echt wesentlich dramatischeres. Bekannte wohnen im Münchner Westen neben der neuen Paulanerbrauerei, die macht überhaupt keinen Lärm, aber der geruch dringt rundum durch... da würd ich leiber neben der Moschee wohnen.
faxefaxe, 29. August 2016, um 20:40
zuletzt bearbeitet am 29. August 2016, um 20:41
Ich gebe es auf, Kami. Ich weiß mal wieder nicht, ob Du Dich dumm stellst oder nicht.
Soizhaferl, 30. August 2016, um 09:13
zuletzt bearbeitet am 30. August 2016, um 09:14
Kami, ein Teil UNSERER Gesellschaft, UNSERER Mitbürger und Nachbarn, wollen diese Moscheen.
Damit HABEN sie einen Wert für UNSERE Gesellschaft. Das hat mit Flüchtlingen nix zu tun. Wir haben Gegenden mit 30% türkischstämmiger Bevölkerung. Weil WIR die geholt haben und weil WIR die hier haben wollten. Die haben ein Recht auf eine Moschee.
Nicht ich, sondern du hast doch versucht, mit der Lärmbelästigung zu kommen. Die ist nicht so gewaltig, und die ist Verhandlungssache. Und wenn du der größten religiösen Minderheit in unserem Land in die Ausübung ihrer Religion hineinreden möchtest, solltest du bessere Argumente als "ist laut und klingt hässlich" haben. HAST du aber nicht, deswegen kommst du ja damit an. Sonst fiele deine Argumentation ja auf ein "Ich mag aber nicht!!!" zurück...
(Was du mit "Nährwert" meinst, weiß ich nicht so genau - in die Kirche gehen meistens auch keine 20% mehr. Von den Moslems gehen übrigens auch viele nicht oder kaum in die Moschee.)
Die Paulanerbrauerei ist übrigens neu; aber da es da ja um Arbeitsplätze geht, wird gebaut, auch wenn die Anwohner sich aufregen.
Diese "kleiner Finger"-bzw. "gebranntes Kind" Sache wartet immer noch auf einen Beleg...
"Bis hierhin und damit Schluß!" ist in einer Demokratie ein dummes Argument.
Gleichberechtigung war mal das vom Mann gestattete eigene Konto der Frau -"Bis hierhin und damit Schluß!"
Homosexualität wurde mal nicht mehr unter Strafe gestellt - "Bis hierhin und damit Schluß!", heute denkt man über normales Adoptionsrecht nach.
Zone 30 und Fußgängerzonen waren mal verlachte Wahnideen grüner Spinner, sowas ging ja gar nicht - "Bis hierhin und damit Schluß!"- heute schätzt sie ein Großteil der Bevölkerung.
usw. usf.
Diese superhypereinfältigen Schlußstrichregleungen bringen halt nix.
faxefaxe, 30. August 2016, um 12:04
zuletzt bearbeitet am 30. August 2016, um 12:07
Ich stimme ja übrigens dieser Analyse in weiten Teilen zu, auch der Kritik an den Linken - vermisse aber die Lösungsansätze.
Die Islamisten suchen ja die Konfrontation.
(Zudem müsste man überlegen, wie man mit der Pestbeule Saudi-Arabien umgeht, ich habe da aber auch keine Lösung).
http://www.nzz.ch/feuilleton/zeitgeschehen/salafisten-in-europa-ziel-islamistische-herrschaft-ld.113643
Soizhaferl, 30. August 2016, um 13:05
Es geht nicht um links oder rechts dabei, es geht um die Suche der richtigen Position zu einem Thema.
Reliiöse Freiheit IST die richtige Position, damit muss man mal starten. Der Rest ist Auslegungssache, und dazu gehören dann auch fragen wie: Wo und wie groß ist die Moschee? Mit oder ohne Minarett? gebetsruf ja oder nein, wenn ja, wie oft, wie laut? Das sind alles fragen, bei denen es dann durchaus ganz verschieden Positionen geben kann. (und wo Begriffe wie links und rechts sinnvoll werden). Aber die basis ist doch, dass auch die hier lebenden muslime ein Recht auf Religionsfreiheit und Religionsausübung haben, wie alle anderen Religionen ja auch.
Ebenso doch bei Homosexualität: Es ist doch nicht so, als ob dabei alle positionen irgendwie gleich gut und richtig wären. Es gibt schlicht keinen grund, sie unetr Strafe zu stellen. Es spielt doch keine Rolle, ob das nun natürlich sit oder nicht, die einzige frageist doch: Gibt es einen ethischen Grund, diese form der Sexualität unter Strafe zu stellen? Nein, gibt es nicht. Es ist doch keine große Gnade, dass man das Verbot aufhob und zunehmend mehr Rechte zugestanden hat. Es gab eine falsche Position, die gegen die Menschenwürde verstieß. Die ist auch nicht plötzlich falsch geworden, die war immer schon falsch.
Auf diesem Punkt - und erst dann - kann doch eine sinnvolle Diskussion beginnen, zum Beispiel über Ehe oder Kinderadoption.
Ich weiß nicht, warum das Einhalten unserer Grundrechte "den kleinen Finger reichen" sein soll. Das ist doch eine Selbstverständlichkeit.
faxefaxe, 30. August 2016, um 13:15
In Sachen Grundrechte und Religionsfreiheit bin ich ja bei Dir - und bin deswegen gegen Verbote und für die Akzeptanz, dass der Islam genauso Deutsch ist wie alles andere auch.
Dennoch verstehe ich die Position vieler Linker gegenüber dem Islam nicht. Viele sind überkritisch der katholischen Kirche gegenüber. Es kann also nicht eine Sonderstellung für Religionen sein.
Dennoch akzeptieren sie beim Islam Positionen (Unterdrückung der Frau, Homophobie, Intoleranz), die sie in jedem anderen Zusammenhang vehement ablehnen und zB als rechtsradikal verdammen würden.
Die Afd zB ist ja in vielen Positionen eher moderater als strenge Moslems. Ist aber ein glasklares Feindbild.
Soizhaferl, 30. August 2016, um 13:19
zuletzt bearbeitet am 30. August 2016, um 13:27
ja, da bin ich völlig deiner Meinung.
(was ich allerdings bedenklich finde - ohne dir das unterstellen zu wollen - ist die häufig anzutreffende Logik von: "Du bist Moslem, also homophob (etc.)"
Unbestritten, bei vielen trifft das zu, aber kein mensch käme noch auf die idee, das einem katholiken, selbst einem regelmäßigen kirchgänger, vorzuwerfen. Dennoch ist nach offizieller position der kirche Homosexualität eine Sünde.
Säkularisation findet auch bei hier lebenden moslems statt, und sie ist der Normalfall, nicht die religiöse radikalisierung. Also aus "dem"" Islam das Denken "der" Moslems abzuleiten ist unsinnig, und häufig wird genau das gemacht.
Dennoch findet, wie beim Christentum ja auch, die Religionsfreiheit da ihre Grenze, wo sie mit anderen Werten (in dem Fall: Recht auf sexuelle Selbstbestimmung) kollidiert. Das wäre für mich echtes "Multi-Kulti", nicht die Anerkennung von allen noch so abseitigen Vorstellungen aus falsch evrstandener Toleranz heraus. Aber dieser Typus Altlinker stirbt doch eh aus, oder?)
faxefaxe, 30. August 2016, um 14:05
Diesen ewigen Vergleich mit dem Christentum (Kreuzzüge! Pädophile Priester! Homophobie! Das alte Testament!) halte ich allerdings auch für etwas verniedlichend.
Vom Christentum geht heute kaum eine reale Gefahr für die Gesellschaften aus (die Interventionen der USA sind meiner Meinung nach nicht religiös motiviert; die Kernbotschaft des Neuen Testments ist definitiv versöhnlich), das ist beim Islam anders. Es sterben täglich dutzende oder hunderte wegen islamistischem Terror; die Religion radikalisiert sich, während das Christentum insgesamt immer gesellschaftlicher wird). Wirklich aufgeklärte, tolerante muslimische Gesellschaften mit voller Gleichberechtigung der Frau sind die Ausnahme.
Aber: ich akzeptiere ihn als Realität, weiß, dass fast alle Moslems friedfertig sind und gebe jedem einzelnen jede Chance.