Tratsch: Bauernstreik

faxefaxe, 12. Januar 2024, um 06:42
zuletzt bearbeitet am 12. Januar 2024, um 06:52

Was ist denn die eine Moral, was die andere?
Die Landwirte haben die vergangenen beiden Jahre von den gestiegenen Preisen profitiert und ihre Gewinne verdoppelt.
der Rest des Landes hat unter den gestiegenen Preisen gelitten.
nun muss gespart werden, also wird von den Landwirten ein Beitrag verlangt, weil sie die höchsten Subventionen bekommen. Damit werden dann die unteren Einkommen (Bürgergeld) entlastet, die die gestiegenen Preise zu zahlen hatten.

das grundsätzliche System (große Höfe, die große Mengen Günstig für den Weltmarkt produzieren) kann man dann gerne angehen.
ich habe nichts gegen die Förderung der Landwirte. Aber den Verbrauch von Diesel zu fördern, ist schon eher sinnfrei. Wenn, dann müsste man ja kleine Höfe oder regionale Versorgung belohnen. Von mir aus auch große, aber eher, wenn sie etwas gut machen.

Sporter, 12. Januar 2024, um 07:32

2,4 Mrd Agrarförderung für ca. 1 Mio Arbeitende Bevölkerung.

10,4 Mrd. Bürgergeld für 3,4 Mio nicht Arbeitende Bevölkerung.

Arbeitende Subventionen runter,
Nicht Arbeitende Subventionen hoch.

Mit Doppelmoral war gemeint das es Volkes Wille ist strengere Auflagen auszugeben, aber eben dieses Volk nicht bereit ist das auch entsprechend zu bezahlen.
Wäre das anders hätte sich die Diskussion schon lange erübrigt.

Sporter, 12. Januar 2024, um 07:40

Die Landwirtschaft profitiert gerade aktuell vom Ukrainekrieg. Darum ist es eigentlich noch viel interessanter/verlogener das gerade die AfD so ein großer Befürworter der Proteste ist.

Sollte dieser Krieg irgendwann mal hoffentlich vorbei sein. Werden auch die Preise wieder fallen. Und für den Fall das Russland die ganze Ukraine übernimmt, womöglich sogar ins Bodenlose.

faxefaxe, 12. Januar 2024, um 07:51

Die Landwirte haben noch für jede neue Auflage eine neue Subvention bekommen.
Die Zahl für die Agrarförderung würde ich noch einmal überprüfen, sie ist nämlich völlig falsch.

gasso, 12. Januar 2024, um 07:51
Dieser Eintrag wurde entfernt.

faxefaxe, 12. Januar 2024, um 07:55

Sechs Milliarden sind es etwa von der EU, nochmal sechs von Bund und Ländern.

Evoli, 12. Januar 2024, um 08:23

Wenn mans genau nimmt, streiten wir völlig unnötig. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass das bisherige System auch nur im Ansatz den kleinen netten Bio-Bauern im Dorf unterstützt hat. Dass die Subventionen breitflächig den Agrarriesen zugeworfen werden, dürfte eigentlich Konsens sein. Insofern sollte man eine Reformierung unterstützen und versuchen, bei dieser Reform sein Anliegen einzubringen. Im Übrigen sollte man sich nicht vormachen, dass man da bei einer anderen Regierung besser aufgehoben wäre. Das Höfesterben ist seit langer Zeit ein Problem. Da war die Ampel noch weit von der Regierung entfernt.

NormanBates, 12. Januar 2024, um 08:48

@Sporter, für die AfD sind die Bauernproteste "a gmahde Wiesn". Nicht, weil die AfD etwa die Anliegen der Bauern unterstützt, sondern weil ihr die dadurch verstärkt angeprangerte Unzufriedenheit mit der Regierung zugute kommt. Die aktuellen Politumfragen zeigen, dass das Spiel mit Protest und Ampelverdrossenheit offenbar gut funktioniert. Leider...

Soolbrunzer, 12. Januar 2024, um 08:54

[Sporter:] "Schön zu sehen wie immer wieder bei dem Gewinn das Allzeithoch als Referenz genommen wird.
Und selbst das ist eher durchschnittlich wenn man den Material und Kapitaleinsatz der dahintersteckt betrachtet. Die Jahrzehnte davor waren nur halb so 'gut' oder ehrlich betrachtet unterdurchschnittlich."

Ja, da ist was dran. Die Jahre davor dürfte das mittlere Einkommen - nehmen wir mal etwa 40.000 p.A., wenn ich mir die Grafik des DBV ansehe - der Landwirte unter dem Durschnittseinkommen gelegen haben. Ist aber allerdings mit dem damaligen mittleren Bruttogehalt einer Pflegefachkraft in Vollzeit durchaus vergleichbar. Jetzt nicht mehr, und das ist den Landwirten auch vergönnt.

Bei den Subventionsforderungen wäre ich mit Abstrichen sogar noch dabei. Aber wenn ich es recht verstehe, wollen die Landwirte ja auch die Streichung jeglicher Auflagen z.B. bei Tierhaltung oder beim Umweltschutz durchsetzen, und da haben sie mich halt nicht mehr an ihrer Seite, zumal da auch nach meiner Wahrnehmung kaum Kompromissbereitschaft auf Seiten der Landwirte erkennbar ist.

Unterm Strich fand ich persönlich die Protestaktionen - soweit nur von den Bauern verursacht, nicht was von rechten Trittbrettfahrern kam - aber auch halbwegs moderat. Die Regierung zeigt sich ja auch gesprächsbereit - ich hoffe auf einen für alle Beteiligten fairen Kompromiss... aber ich bin halt auch Optimist^^

Soolbrunzer, 12. Januar 2024, um 08:59

Aber Vorsicht mit den Bürgergeldzahlen. Bei den knapp 3,5 Mio Arbeitslosen sind ja auch die kurzfristig Arbeitslosen erfasst, die ALG I und eben kein Bürgergeld bekommen.

Das Ausspielen der eigenen Interessen im Vergleich mit Bürgergeld-Empfängern - früher ALG II - fand ich schon immer zu billig. Zumal soweit ich weiß das Bürgergeld ja nahezu 1:1 in den Binnekonsum fließt. Damit man sich als Bürgergeldempfänger dann auch die gute Ware vom heimischen Bauern leisten kann, und nicht zum Discounter muss, müsste man seitens der Landwirte fast eher eine Erhöhung des Bürgergelds quasi als indirekte Subvention fordern^^

Soolbrunzer, 12. Januar 2024, um 09:03
zuletzt bearbeitet am 12. Januar 2024, um 09:05

Wenn ich die Statista-Statistik (öhm...) richtig interpretiert habe, sind von den 5,5 Mio Bürgergeldempfängern knapp ein Viertel Kinder, 20% Erwerbsunfähige, weitere 20% Aufstocker. Bleiben gut 1,5 Mio, von denen nochmals die Hälfte Angehörige pflegt, Kinder betreut oder umschult - also Vorsicht auch bei dem... naja: Kampfbegriff "nicht arbeitende Bevölkerung"

Soolbrunzer, 12. Januar 2024, um 09:04

(finde grade die Statistik nicht, aber wer mag, kanns ja selbst mal recherchieren und prüfen, ob mein Gewäsch halbwegs zutrifft)

Sporter, 12. Januar 2024, um 09:28

Faxe wo hast du die 6 Mrd vom Bund her? Ich finde da 2,4 Mrd vom Bund. Und um die geht es. Nicht um die EU.

faxefaxe, 12. Januar 2024, um 09:48

Zum einen musst Du die EU-Subventionen natürlich dazu zählen. Deutschland ist größter Einzahler in den EU-Etat und finanziert die EU-Subventionen an die deutschen Bauern damit selbst. Zudem kommt das Geld nun einmal bei den Bauern an, während die Bürgergeldempfänger keine sechs Milliarden von der EU oben drauf bekommen.
Zu den deutschen sechs Milliarden kannst Du Dir den Landwirtschaftsetat ansehen und wie er sich aufteilt. Da kommen etwa vier Milliarden Euro Zahlungen für Rente und KV dazu.

Sporter, 12. Januar 2024, um 10:31

Interessante Rechenweise die du da anlegst.

Hast du dann auch mitgerechnet das fast die Hälfte der Betriebe die Agrarsubventionen erhalten im Nebenerwerb betrieben werden?
Diese also ihre Subventionen auch mitbezahlen müssen.

Und weil das ja alles so toll läuft in der Landwirtschaft und man es nur richtig machen muss, werden es immer weniger oder viele davon müssen 2 Jobs nachgehen.

Aber ich gebe Evoli zu 100% recht, das System ist krank und gehört grundlegend reformiert. Aber mal kurzfristig den Rotstift ansetzen ist kein guter Weg.

faxefaxe, 12. Januar 2024, um 10:54

Naja, erst schreibst Du zwei Milliarden - statt zwölf. Und dann weichst Du aus auf Nebenerwerb? (Da genießt man dann die Privilegien und verdient noch dazu….)
die Pfleger finanzieren den Staat über Steuer auf und bekommen nicht ihr Gehalt verdoppelt.

Aber ja: kurzfristig ist schlecht (aber was willst machen nach dem Urteil)?
wir alle zahlen da drauf, es werden ja 58 Milliarden woanders gestrichen oder gekürzt.

blo17, 12. Januar 2024, um 11:12

Nach tagelangen Protesten gegen die geplanten Agrarkürzungen sucht die Ampelkoalition das Gespräch mit den Bauern. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte Verständnis für die Proteste und bot den Landwirten einen Dialog an. Die Spitzen der Koalitionsfraktionen luden die Vorsitzenden der acht Bauernverbände für Montag zu einem Gespräch nach Berlin ein. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich machte deutlich, dass er die Diskussion ergebnisoffen führen wolle. Änderungen beim geplanten Abbau der Steuererleichterungen für den Agrardiesel schloss er nicht grundsätzlich aus. "Wir ziehen nichts durch, sondern wir diskutieren", betonte er. "Wir nehmen alle Argumente auf und am Ende entscheiden wir."

Finde diese Entscheidung richtig und dann „Schaun mer mal…“ würde Franz Beckenbauer sagen… 🙂

Sporter, 12. Januar 2024, um 11:50

Faxe du rechnest doch alle Subventionen die du findest zusammen. Es geht bei den Protesten nicht um die EU.
Meine Gegenfrage war ob du dann die Steuern auch wieder raus rechnen willst die von diesen Subventions Empfänger auch bezahlt werden?

Die Jahrzehnte der schlechten Gewinne läßt du ja auch gerne hinten runterfallen.

Hast du dir die Düngeverordnung durchgelesen? Da kommt dann auch nur salopp für jede Verordnung gibt es ja ne Subvention.

faxefaxe, 12. Januar 2024, um 12:07

Schlüssig ist Deine Argumentation nicht.
auch die Bürgergeld-Empfänger zahlen einen hohen Anteil über die Mehrwertsteuer zurück. Aber was soll die Argumentation außer ausweichen? Die Bauern bekommen von der öffentlichen Hand 12 Milliarden Euro Subventionen.
Ein durchschnittlicher Hof hat in den beiden vergangenen Jahren etwa 80.000 Euro ZUSÄTZLICH verdient. Das kann wieder runter gehen, aber davon kann er recht lange etwas mehr für den Diesel zahlen.
Schlecht verdient haben die Bauern meiner Meinung nach auch vor drei Jahren nicht. Sie leben fast immer im eigenen Haus, haben eigenen Grund, den sie oft sehr gut verkaufen können. Der Beruf ist wegen der vielen Arbeit trotzdem nicht attraktiv. Da ist es egal, ob der Diesel geschenkt ist oder nicht. Viele 20-Jährige wollen nicht 365 Tage Landwirt sein. Ich habe hohen Respekt vor deren Leistung. Das Anspruchsdenken ist aber enorm hoch. Sie kaufen sich hier immer größte Maschinen, weil das Geld irgendwo hin muss. Und dann fordern sie aller Orte Parkverbote, weil es an manchen Stellen zweimal im Jahr eng wird mit den Riesendingern :)

Sporter, 12. Januar 2024, um 13:32

Das es mit dem 16er Eicher heutzutage nicht mehr geht solltest selbst du von deinem Home Office aus doch auch schon bemerkt haben.
Weniger Manpower pro Fläche bringt zwangsläufig größere Maschinen.

Gut, kann man auch anders sehen. Größere Maschinen und weniger Manpower nötig.

Aber das sind Arbeitsgeräte. Du wirst ja auch keinen C64 mehr zum Arbeiten nutzen, sondern einen Rechner der zu deinen Anforderungen passt auf einem passenden Schreibtisch, wahrscheinlich Höhenverstellbar und sicher auch nicht vom Opa den alten Küchenstuhl.

spielfuehrer, 12. Januar 2024, um 14:08

...da steigt einem ja die zornesröte ins gesicht: gar nicht so sehr die tatsache an sich, dass die landwirtschaft subventioniert werden muss, sondern mit welcher selbstverständlichkeit das gefordert wird.

und, als ob es eine ausgemachte sache wäre, dass jeder bauer wirtschaftlich erfolgreich sein MUSS.

spielfuehrer, 12. Januar 2024, um 14:10

...als wäre das gottgewollt...

Soolbrunzer, 12. Januar 2024, um 15:13

Na, spielfuehrer, schau'n mer doch mal...

"Die Bauern sind ganz geschlagen, es jammern die Winzer; denn Weizen und Gerste, die Ernte des Feldes ist verloren." (Joel 1,11)

"Ob jemand Bauer oder Hirt war oder allein schwer arbeitete, alle wurden überrascht und mussten sich dem unentrinnbaren Zwang fügen, alle wurden durch die gleiche Kette der Finsternis gefesselt." (Weisheit 17,16)

Naja, ob das jetzt auf "gottgewollten" wirtschaftlichen Erfolg der Landwirte schließen lässt?
Eher vielleicht dies hier:

"Horch, sie jubeln zwischen den Tränken; dort besingt man die rettenden Taten des HERRN, seine rettenden Taten an den Bauern [...]." (Richter 5,11 )

Oder dies...?

"Der Bauer, der die ganze Arbeit tut, soll als Erster seinen Teil von der Ernte erhalten." (2.Timotheus 2,6)

Sporter, 12. Januar 2024, um 15:14

..... da steigt einem ja die zornesröte ins gesicht: gar nicht so sehr die tatsache an sich, dass die landwirtschaft subventioniert werden muss, sondern mit welcher selbstverständlichkeit der deutsche Michl der Meinung ist Lebensmittel müssen billig sein, und sich dann wundert das er dafür hintenrum Subventionen finanzieren muss. Und dann profitieren von diesen Subventionen am meisten noch die großen Betriebe, wo der deutsche Michl doch so gerne die Kühe, Schweine, Schafe und Hühner auf der grünen Wiese streicheln möchte.

faxefaxe, 12. Januar 2024, um 15:17

Der sf hat nicht gesagt, dass Lebensmittel billig sein müssen. Ob wir wirklich billiges Schweinefleisch für China produzieren müssen, ist eh die Frage. Aber auch bei uns wäre ein Sinneswandel sinnvoll.

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